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May hält an Trump-Besuch fest

Abgeordnet­en des Unterhaues in London debattiert­en über umstritten­en Staatsbesu­ch aus den USA

- Von Sascha Zastiral, London

1,8 Millionen Briten unterzeich­neten Petition gegen Trump. Die teils sehr emotionale Diskussion führte bislang zu keinen Änderungen. Premier May hofft auf ein Handelsabk­ommen mit den USA unter Trump. Die Abgeordnet­en des Unterhaues in London haben am Montag bis zum Abend debattiert, ob US-Präsident Donald Trump im Sommer zu einem Staatsbesu­ch nach Großbritan­nien kommen soll. Die Einladung dazu hat Premiermin­isterin Theresa May ausgesproc­hen, als sie im vergangene­n Monat Trump im Weißen Haus in Washington besucht hat.

Doch seitdem haben 1,8 Millionen Menschen eine Petition unterzeich­net, in der zwar nicht gefordert wird, Trump wieder komplett auszuladen. Er soll aber nicht mit allen Ehren empfangen werden – einschließ­lich einer Audienz mit der Königin –, weil das »Ihre Majestät in Verlegenhe­it bringen« könnte.

Bei der Debatte, die in einem Nebensaal des Parlaments geführt wurde, kochten schnell die Emotionen hoch. Staatsmini­ster Alan Duncan erklärte, Staatsbesu­che seien »das wichtigste diplomatis­che Instrument« des Landes. »Angesichts der absolut zentralen Rolle glauben wir, dass es vollkommen richtig ist, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Instrument­e verwenden, um eine gemeinsame Basis mit Präsident Trump aufzubauen.«

Der frühere Erste Minister Schottland­s, Alex Salmond, erklärte, er wisse nicht, was er schlimmer finden sol- le: die fragwürdig­e moralische Basis, aufgrund derer die Einladung ausgesproc­hen worden sei, oder deren »Dummheit«. »Zu sagen, (die Einladung) sei im Namen gemeinsame­r Werte ausgesproc­hen worden, dreht mir den Magen um.« Der opposition­elle Labour-Abgeordnet­e Paul Flynn bezeichnet­e es als »absolut beispiello­s«, dass die Einladung an Trump ausgesproc­hen wurde, als dieser ge- rade sieben Tage im Amt war. Auf Trumps Ansichten zum Klimawande­l angesproch­en, antwortet Flynn, Trump habe »gähnende Tiefen wissenscha­ftlicher Ahnungslos­igkeit« bewiesen. Er besäße »das Denkvermög­en eines Urtierchen­s«. Der ToryAbgeor­dnete Edward Leigh versuchte, Trumps frauenvera­chtende Kommentare herunterzu­spielen: »Wer von uns hat nicht schon mal irgendwann alberne sexuelle Kommentare gemacht«, sagte Leigh.

Während der Debatte versammelt­en sich auf dem Platz vor dem Parlament Tausende Demonstran­ten. Auch hier fielen deutliche Worte. Die Labour-Politikeri­n und Schatten-Innenminis­terin Diane Abbott sagte, es sei eine Ära angebroche­n, die von Rassismus und von Fremdenfei­ndlichkeit geprägt sei. »Ein Staatsbe- such soll eine Ehrung sein. Donald Trump hat nichts getan, wofür man ihn ehren müsste«, sagte die LabourPoli­tikerin.

Der geplante Staatsbesu­ch hat bereits Anfang des Monats zu Streit im Parlament geführt. Der Vorsitzend­e des Unterhause­s John Bercow erklärte – offenbar im Alleingang –, dass er es nicht zulassen werde, dass Trump während seines Besuchs vor den Abgeordnet­en spricht. Das Parlament setze sich »gegen Rassismus und Sexismus« ein. Im Parlament zu sprechen, sei auch »nicht ein automatisc­hes Recht, es ist eine verdiente Ehre«, fügte Bercow hinzu. Damit brachte er führende Tories gegen sich auf, die nun offenbar seinen Rauswurf vorbereite­n.

Eine wirkliche Chance, dass Trumps Staatsbesu­ch abgesagt oder weniger aufwendig gefahren werden könnte, ist so gut wie ausgeschlo­ssen. May hat mehrmals erklärt, dass sie an dem geplanten Besuch unter allen Umständen festhalten möchte.

Die Regierung setzt offensicht­lich große Hoffnungen auf Trumps Präsidents­chaft. Denn der hat angekündig­t, so schnell wie möglich mit Großbritan­nien ein Handelsabk­ommen zu unterzeich­nen. Während mehrere westliche Regierunge­n auf Trumps Wahlsieg mit Entsetzen reagierten, begann London schon, auf den neuen Präsidente­n zuzugehen.

Bei ihrem Besuch in Washington versuchte May das Bild einer Zukunft zu zeichnen, in der Großbritan­nien und die USA eine gemeinsame Führungsro­lle in der Welt einnehmen. Einmal hielten beide sogar kurz Händchen.

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Foto: dpa/Kirsty Wiggleswor­th

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