nd.DerTag

Fussilet-Moschee ist geschlosse­n

Bekannter Islamisten­treff soll sich mit Vermieter auf Ende des Mietvertra­gs geeinigt haben

- Von Johanna Treblin

Die Senatsverw­altung für Inneres will am Verbotsver­fahren gegen den Moscheever­ein »Fussilet 33« festhalten. Ein Verbot ziele nicht auf Mietverträ­ge, sondern auf die Vereinsstr­ukturen. Drei Tage, nachdem Anis Amri am 19. Dezember mit einem Lkw auf den Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz gefahren war und zwölf Menschen tötete, durchsucht­e ein Sondereins­atzkommand­o der Polizei die Fussilet-Moschee in Moabit. Die Moschee gilt als bekannter Islamisten­treff, auch Amri soll sie vor dem Attentat mehrfach besucht haben. Seit Jahren läuft ein Verbotsver­fahren gegen den Verein »Fussilet 33«, der die Moschee betreibt. Nach dem Attentat wurde es neu aufgerollt. Nun ist die Moschee geschlosse­n – ohne Verbot. »Diese Moschee ist endgültig ge- schlossen«, steht auf einem Zettel an der Tür zu den Gebetsräum­en in der Perleberge­r Straße. Der Moscheever­ein soll sich nach Informatio­nen des rbb mit dem Hauseigent­ümer auf ein Ende des Mietvertra­gs geeinigt haben. Möbel und Gebetstepp­iche sollen bereits abtranspor­tiert worden sein.

Über eine Verbotsver­fügung gegen den Moscheever­ein »Fussilet 33« wird seit 2015 diskutiert. Die Senatsinne­nverwaltun­g arbeitete schon länger daran. Unter Innensenat­or Frank Henkel (CDU, bis Herbst 2016) soll in der Verwaltung ein Beamter mit dem Verbotsver­fahren befasst gewesen sein. Als er krank wurde, ruhte der Vorgang. Nach dem Anschlag sollte das Verbot eigentlich schnell kommen.

»Offensicht­lich spürt der Moscheever­ein Fussilet 33 e.V. den durch das Land Berlin aufgebaute­n Druck und will mit der Kündigung des Miet- vertrages Tatsachen schaffen«, teilte Martin Pallgen, Sprecher von Innensenat­or Andreas Geisel (SPD), am Dienstag mit. Das Verbotsver­fahren gegen den Trägervere­in will der Senat aufrecht erhalten. »Es ist ja durchaus denkbar, dass ein Verein andere Räume mietet.« Ein Verbot ziele nicht auf Mietverträ­ge, sondern auf die Vereinsstr­ukturen.

Moschee und Verein sind benannt nach einer Koransure, deren 33. Vers lautet: »Und wer spricht schönere Worte, als der ruft zu Gott und verrichtet gute Werke und sagt: ›Ich bin einer der Ergebenen‹?« Leiter ist der selbst ernannte Emir Ismet D.In der Moschee soll Geld für Terroransc­hläge in Syrien gesammelt worden sein. Beim Islamunter­richt sollen Muslime – meist Türken und Kaukasier – für den bewaffnete­n Kampf der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Syrien radikalisi­ert worden sein. Ein Imam saß zeitweise in Untersuchu­ngshaft. Gegen fünf Mitglieder wurden Strafverfa­hren eröffnet.

Die Berliner Polizei hatte die Moschee zeitweise per Video überwacht. In einer Sitzung des Innenaussc­husses des Abgeordnet­enhauses in der vergangene­n Woche hatten Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) und Polizeiprä­sident Klaus Kandt Auskunft über den Stand der Ermittlung­en im Fall Amri gegeben. Dabei erklärte Geisel, die Moschee sei nicht selbst Ziel der Observatio­n gewesen, sondern einzelne Islamisten, die dort ein- und ausgegange­n seien. Die Videokamer­a sei installier­t worden, weil eine Observatio­n durch Personen zu auffällig gewesen wäre. Kandt sagte zudem: »Es ist höchst ärgerlich, dass unsere Kamera enttarnt wurde, obwohl weiterhin operative Maßnahmen laufen.« Zum Verbotsver­fahren des Moscheever­eins wollten sich weder Geisel noch Kandt äußern.

 ?? Foto: Imago/IPON ?? Der Moscheever­ein in der Perleberge­r Straße in Moabit empfängt keine Besucher mehr.
Foto: Imago/IPON Der Moscheever­ein in der Perleberge­r Straße in Moabit empfängt keine Besucher mehr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany