Sexismus im Silicon Valley
Aktueller Fall beim Fahrdienst Uber wirft ein Schlaglicht auf die Zustände in der Technologiebranche
Das Betriebsklima bei Uber diskriminiert Frauen, sexuelle Belästigung ist an der Tagesordnung – solche Vorwürfe werden gegen den Taxidienst laut. Unabhängige Experten sollen für Aufklärung sorgen.
Der Fahrvermittlungsdienst Uber wird zum Paradebeispiel für Sexismus und Belästigung weiblicher Angestellter im Silicon Valley. Das Unternehmen ist jetzt ins Blickfeld geraten und alle Welt kritisiert das Betriebsklima. Ausgelöst wurde der Kritiksturm durch den Blog einer ehemaligen Mitarbeiterin. Sie stellte ausführlich dar, wie sie von der Firmenleitung im Stich gelassen worden sei, als ihr ein Vorgesetzter sexuelle Avancen machte.
Die Debatte kochte so sehr hoch, dass Uber-Gründer Travis Kalanick jetzt sogar den früheren Justizminister in der Obama-Regierung, Eric Holder, als internen Ermittler an Bord geholt hat, um die Vorwürfe zu untersuchen. Neben ihm sollen andere Top-Juristen und Manager bei Uber aufräumen. Auch Arianna Huffington, Gründerin der linksliberalen Online-Zeitung »Huffington Post« und Mitglied des Uber-Verwaltungsrates, ist mit von der Partie.
»Das waren schlimme 24 Stunden«, schrieb Kalanick am Montag an die Mitarbeiter. »Ich weiß, dass die Firma leidet, und ich verstehe jeden, der auf mehr Information darüber wartet, wie die Dinge wirklich stehen und was wir unternehmen werden.«
Die frühere Uber-Mitarbeiterin Susan Fowler hatte in ihrem auf den 19. Februar datierten Blogeintrag über ein »sehr, sehr seltsames Jahr« (so der Titel) bei Uber berichtet. Fowler, eine angesehene Autorin zu technischen Themen, arbeitet mittlerweile in San Francisco beim Bezahldienst Stripe. Ausführlich berichtet sie, dass die Personalabteilung ihr nicht helfen wollte, als sie einen Vorgesetzten meldete, der sie zum Sex aufgefordert hatte. Die Firmenleitung habe ihr mitgeteilt, dass jener ein »Leistungsträger« sei und man ihn nicht gern für etwas bestrafen würde, was sehr wahrscheinlich nur ein naiver Fehler seinerseits gewesen sei. Man habe ihr angeboten, sie in eine andere Abteilung zu versetzen.
In seiner E-Mail schieb Uber-Chef Kalanick, er werde herausfinden, ob Fowlers Anschuldigungen wahr seien, und dann entsprechend handeln. »Ich glaube an einen Arbeitsplatz, wo ein tiefes Gefühl von Gerechtigkeit allem zugrunde liegt, was wir tun«, schrieb er.
Kenner des Silicon Valley sind nicht überrascht von dem Vorgang. Bei Uber habe man sich stets nonchalant über Regeln und Vorschriften hinweggesetzt, schreibt das Technologiemagazin »Wired«. Man könne sich »leicht vorstellen, dass diese Haltung für sexuelle Belästigung und die Arbeitsbedingungen ganz generell galt«. Und die Sache gehe weit über Uber hinaus. Solche Berichte seien in der Technologiebranche gang und gäbe. Dort habe man es »nie geschafft, Mitarbeiter an etwas anderem zu messen als der Leistung«.
In den USA erinnert man sich an Vorfälle wie den Rücktritt von HPKonzernchef Mark Hurd wegen Vorwürfen sexueller Belästigung oder den Prozess von Ellen Pao gegen die Risikokapitalfirma Kleiner Perkins. Der Fall führte zu einer Studie von Tracy Vassallo mit dem Titel »Der Elefant im Valley«, die zu dem Ergebnis kommt, dass 60 Prozent der Frauen in Tech-Firmen schon sexuell belästigt worden sind.
Uber ist jetzt zum Paradebeispiel für Sexismus im Silicon Valley geworden. Da geht der Blick auch zurück. So hat CEO Kalanick 2014 einmal im Interview gesagt, er nenne seine Firma nicht »Uber« sondern »Boob-er«. Boobs ist eine nicht sehr feine, aber umgangssprachlich oft verwendete Bezeichnung für die weiblichen Brüste. Auch wurde Kalanick kritisiert, nicht offengelegt zu haben, wie hoch der Frauenanteil in der Uber-Belegschaft ist. Es seien 15,1 Prozent, schrieb er jetzt in seiner EMail.