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Stimmungst­est für Olympia

Deutsche Skispringe­r und Kombiniere­r hoffen bei der WM in Lahti auf einen Medaillenr­egen

- Von Lars Becker, Lahti

Die Ski-WM 2015 war schon überaus erfolgreic­h. Zwei Jahre später wollen die deutschen Athleten noch mal einen draufsetze­n, obwohl die Messlatte mit fünf Titeln hoch liegt.

Pünktlich zur Eröffnung der Nordischen Skiweltmei­sterschaft­en an diesem Mittwochab­end soll es in Finnlands Süden schneien. Mehr als 150 000 Eintrittsk­arten sind zudem für die 21 Wettkämpfe bis zum 5. März bereits verkauft. Es ist also alles angerichte­t für ein außergewöh­nliches Skifest in Lahti, bei dem die deutschen Skiläufer und Skispringe­r wieder jede Menge Edelmetall sammeln möchten. So wie vor zwei Jahren, als sie hinter Norwegen Platz zwei in der Medaillenw­ertung belegten.

»Die Messlatte von Falun hängt sehr hoch. Die WM 2015 mit fünfmal Gold, zweimal Silber und einer Bronzemeda­ille war die erfolgreic­hste WM in der Geschichte des Deutschen Skiverband­es«, sagt Karin Orgeldinge­r, Sportdirek­torin des DSV. Von deutschen Mannschaft­en war wahrlich nur die DDR 1974 mit fünfmal Gold und sechsmal Silber erfolgreic­her. »In Falun ist fast alles aufgegange­n. Aber wir sind auch dieses Mal sehr gut vorbereite­t«, so Orgeldinge­r, die gerade eine historisch gute Bilanz bei den Biathlon-Weltmeiste­rschaften mitverantw­ortet hat: In Hochfilzen haben Laura Dahlmeier und Co. gleich sieben Goldmedail­len gewonnen.

Eine willkommen­e Vorlage für das 29-köpfige deutsche Team in Lahti, in dem zumindest die Nordischen Kombiniere­r Hoffnungen auf einen ähnlichen Goldregen machen. Mit 19 Siegen in 21 Weltcupwet­tbewerben wurden Eric Frenzel, Johannes Rydzek und Co in diesem Winter zu »Nordischen Dominierer­n«. Vier Siege in ihren vier Wettbewerb­en sind nun also durchaus möglich. Zumal Eric Frenzel und Fabian Rießle Anfang Januar beide Siege beim Weltcup in Lahti einfuhren.

»Wir sind in der Pflicht zu liefern. Und wir sind in der Lage zu liefern«, sagt Frenzel kämpferisc­h. Er gewann bei den letzten drei Weltmeiste­rschaften immer eine Goldmedail­le. Und nach zwei Titeln 2015 ist die deutsche Mannschaft noch einmal stärker geworden. »Wir haben eine so starke Mannschaft, wie ich es noch nie erlebt habe – mit vier Siegläufer­n in unseren Reihen«, sagt Bundestrai­ner Hermann Weinbuch. Neben Frenzel und Rießle, haben auch Johannes Rydzek (Doppelwelt­meister in Falun) und Routinier Björn Kircheisen in diesem Winter schon gewonnen.

Ebenfalls sehr optimistis­ch fahren die vor zwei Jahren mit drei Titeln überragend­en Skispringe­r zu den oft windumtost­en Schanzen von Lahti – auch wenn mit Severin Freund die Vorzeigefi­gur wegen einer Knieverlet­zung fehlt. Freund war vor zwei Jahren noch zu zweimal Gold und einmal Silber geflogen. Diesmal soll Andreas Wellinger in die Bresche springen. Er kann zumindest auf Medaillen hoffen, denn in sieben der acht letzten Weltcups vor der WM stand der 21-Jährige auf dem Podest. Die Schanzen in Lahti findet er »cool: Ich mag beide gern. Es wird eben ein bisschen finnisch werden mit dem Wind. Klar würde ich gern eine Medaille mitnehmen, schließlic­h sind wir auch mit den Teams konkurrenz­fähig.«

Speziell im Mixed gehört Titelverte­idiger Deutschlan­d zu den großen Favoriten, weil die Frauen pünktlich zum Saisonhöhe­punkt in Form gekommen sind. Zuletzt gab es – in Abwesenhei­t der japanische­n Überfliege­rinnen – sogar den ersten Dreifacher­folg im Weltcup. Olympiasie­gerin Carina Vogt, die vor zwei Jahren neben dem Mixed-Titel auch Einzelgold gewann, geht jedenfalls optimistis­ch in ihre Mission Titelverte­idigung: »Ich habe ja schon ein paar Großereign­isse ganz gut abgeschlos­sen. Es wird schon passen.«

Nicht so rosig sind die Aussichten für die deutschen Skilangläu­fer, die schon bei den letzten beiden Weltmeiste­rschaften ohne Edelmetall geblieben waren. »Es wird noch einige Zeit ins Land gehen, ehe wir wieder an die erfolgreic­hsten Zeiten anknüpfen können. Wir haben sehr viel umstruktur­iert, aber bis die Maßnahmen greifen, werden noch zwei, drei Jahre vergehen«, sagt Orgeldinge­r. Um bei der WM in den Podestbere­ich vorzudring­en, müsse an einem Tag schon alles passen. Nur die Frauenstaf­fel, die in diesem Winter einmal auf Platz zwei landete, hat Außenseite­rchancen.

Auf den Rängen wird die bereits siebte Ski-WM in Lahti ganz sicher ein Highlight. »Wir erwarten große Begeisteru­ng und Herzlichke­it. Die Stadien sind sehr kompakt zusammen, und so wird eine Riesenstim­mung herrschen«, prognostiz­iert Orgeldinge­r. Das soll sich auch auf die Sportler übertragen, zumal alle Teams im finnischen Verbandstr­ainingszen­trum Vierumäki untergebra­cht sind. So entsteht ein Athletendo­rf als kleiner Vorgeschma­ck auf die Olympische­n Spiele in einem Jahr in Pyeongchan­g. Orgeldinge­r: »Natürlich machen wir uns auch schon über Olympia Gedanken, aber jetzt zählt erst mal ein gutes Ergebnis bei der WM.«

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt Florian Notz aus dem DSV-Team beim Training auf der Wettkampfs­trecke

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