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Mit NHL-Hilfe will Berlin die DEL erobern

- Von Jörg Soldwisch SID/nd

Die Eisbären Berlin werden ab jetzt von Übersee aus gesteuert. Die Los Angeles Kings übernehmen die Verantwort­ung beim in den vergangene­n Jahren schwächeln­den DEL-Rekordmeis­ter. Die Könige regieren jetzt über die Eisbären Berlin – und der einstige Serienmeis­ter will mit der »freundlich­en Übernahme« durch NHL-Klub Los Angeles Kings zurück auf den deutschen Eishockeyt­hron. Und dann sogar ganz Europa erobern. »Die Ergebnisse der letzten Jahre waren nicht auf dem Niveau, das wir erwarten. Ziel ist es, die Eisbären zur besten Eishockey-Organisati­on Europas zu machen«, sagte Luc Robitaille. Der frühere Weltklasse­stürmer, der selbst 1500 Spiele in der NHL bestritten hat, ist Geschäftsf­ührer der Kings und als neuer Aufsichtsr­atschef nun auch bei den Eisbären der starke Mann.

Der Klub aus Kalifornie­n, zweimalige­r Stanley-Cup-Sieger, übernimmt die direkte Verantwort­ung für den sportliche­n und wirtschaft­lichen Bereich des Rekordmeis­ters der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Im Gegenzug bekommt Berlin Zugang zu allen Ressourcen der Amerikaner. Das ist möglich, weil beide Teams einem Eigner gehören – der Anschutz Entertainm­ent Group. Die Sorgen einiger Fans, die Eisbären würden zu einem besseren Farmteam mutieren, scheinen unberechti­gt.

»Das Hin- und Hergeschie­be von Spielern geht aufgrund von Transferbe­stimmungen nicht«, sagte DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke. Aber natürlich wird Berlin auch auf dem Spielermar­kt von der neuen Zusammenar­beit profitie-

»Die Ergebnisse der letzten Jahre waren nicht auf dem Niveau, das wir erwarten.« Luc Robitaille, Geschäftsf­ührer L.A. Kings

ren. »Bisher haben wir uns nur darum gekümmert, Spieler für die Kings zu entwickeln. Jetzt denken wir für die Eisbären mit«, sagte der bei den Kings für Spieleraub­ildung zuständige Mike O’Connell.

Welche Macht haben jetzt noch Eisbären-Geschäftsf­ührer Peter John Lee und Sportchef Stefan Ustorf? Fakt ist: Beide müssen an Robitaille und Kelly Cheeseman, den zweiten Kings-Manager im Aufsichtsr­at, Bericht erstatten. Robitaille betont zwar, dass die Eisbären »immer noch Peters Team« seien, doch am Ende werden wohl er und seine Leute bei wichtigen Entscheidu­ngen den Daumen heben oder senken.

»Mir ist es immer lieber, mit Menschen zu diskutiere­n, die Ahnung vom Eishockey haben«, sagte Lee und sprach von einem »wichtigen Tag für die Eisbären«. Er weiß: Es hätte auch anders kommen können. Die unrentable­n Hamburg Freezers hat die Anschutz-Gruppe vor einem Jahr komplett fallengela­ssen.

Kein Wunder, dass auch DELChef Tripcke erfreut ist über den Einstieg der Kings: »Das ist für den Standort Berlin und die DEL eine gute Nachricht. Das wird sportlich positive Auswirkung­en haben, das Knowhow der Kings kann für die Eisbären nur von Nutzen sein.«

Kurzfristi­g sollte man von der neuen Konstellat­ion aber keine Wunderding­e erwarten, dafür gibt es im Team von Trainer Uwe Krupp zu viele noch laufende Spielerver­träge, und dafür sind auch zu viele Fragen noch offen. Eines aber verspricht Lee den Fans: Die Eisbären bleiben die Eisbären. »Die Kings verstehen unsere Tradition, die wollen unsere Identität nicht verändern«, sagte der Geschäftsf­ührer.

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