Zweistellige Renditen mit Flugzeug-Beteiligung?
Trump, »Brexit« und Terroranschläge – von der allgemeinen Unsicherheit profitieren Investmentgesellschaften, die Anteile an »geschlossenen« Fonds auch an Rentner und jugendliche Kleinsparer verkaufen. Versprochen werden horrende Renditen. Man sollte misstrauisch sein. Dieses Angebot scheint überirdisch zu sein. Aus ihren 100 Euro werden fast 200 Euro; und sie werden außerdem noch Miteigentümer eines Flugzeuges. Derlei Offerten flattern jetzt vielen Bundesbürgern ins Haus. Die allgemeine Verunsicherung, niedrige Zinssätze und die Sorge vor einem Börsenkrach, nachdem die Aktienkurse jahrelang nur eine Richtung, nämlich nach oben, kannten, führen zur Suche nach sicheren und dennoch lukrativen Sparanlagen. Als neuer Hit wird von Finanzdienstleistern nun wieder öfters ein altes Produkt angeboten – geschlossene Fonds.
Blicken wir nach Hamburg, der Hauptstadt der deutschen Flugzeugindustrie. Dort hat eine »HEH Aviation PALMA GmbH & Co. geschlossene InvestmentKG« im Dezember einen Regionaljet vom Typ »Bombardier CRJ 1000« übernommen. Mit einem Kraftstoffverbrauch von rund drei Litern pro Passagier auf hundert Flugkilometern soll das Flugzeug gegenüber älteren Mo- dellen weniger Treibstoff verbrauchen und die Umwelt schonen. Der Regionaljet ist für zehn Jahre an die spanische Fluggesellschaft Iberia vermietet. Im Rahmen eines öffentlichen Beteiligungsangebotes können Anleger Anteile am Fondskapital zeichnen und sich so am Flieger beteiligen. Mehr als 14 Millionen Euro sollen in die Kasse der HEH fließen.
Die Vertriebsgesellschaft der HEH hat mit dem Verkauf der Anteile begonnen. Dem Vernehmen nach gibt es aus früheren Deals – die HEH besitzt inzwischen 21 Flugzeuge – eine Warteliste mit potenziellen Anlegern, die bislang nicht zum Zuge gekommen sind. Potenziellen Käufern wird versprochen, dass sie »ab Beitritt« jährliche Auszahlungen von zunächst 7,5 Prozent auf die Einlagen erhalten. Während der geplanten Fondslaufzeit bis 2030 sollen die Auszahlungen auf jährlich 15 Prozent ansteigen. Insgesamt seien Auszahlungen für die Investoren von 86 Prozent vorgesehen. Wie sicher ist Sicherheit? Die Konzeption folge dem »HEHSicherheitskonzept«. Sicher ist allerdings nur, dass die Banken ihre Kredite zurückerhalten. Aus den Erträgen des Leasingvertrages mit der spanischen Fluggesellschaft wird zunächst »die Fremdfinanzierung vollständig zurückgeführt«. Die Käufer der Anteile sind dagegen nicht »Fremde«, sondern Miteigentü- mer des Fliegers und tragen ein erhebliches Risiko.
Ob Anleger am Ende tatsächlich eine Brutto-Rendite von 86 Prozent ausgezahlt bekommen, ist ungewiss. Viel hängt davon ab, ob es am Ende des zehnjährigen Leasings einen Anschlussvertrag gibt, und ob das Flugzeug möglicherweise am Ende der Fondslaufzeit zu einem günstigen Preis verkauft werden kann. Schiffbruch für Altersvorsorge In den vergangenen Jahren haben viele Menschen, die für ihr Alter vorsorgen wollten, Schiffbruch erlitten. Schiffsfonds hatten bis zur Schifffahrtskrise geboomt. Heute sind die meisten Fonds mehr oder weniger notleidend.
Selbst vermeintlich risikoarme Geldanlagen in Immobilien entpuppen sich schon mal als gefährlich. Bis zum Ausbruch der Banken- und Finanzkrise im Sommer 2007 hatte nie ein Immobilienfonds Verluste gemacht. Doch mit der Finanzkrise geriet die Branche in Schieflage. Immobilienfonds in Deutschland verwalteten in der Spitze rund 90 Milliarden Euro – ein Dutzend der Fonds, mit einem Vermögen von etwa 25 Milliar- den Euro, wurde 2012 zumindest zeitweilig notleidend.
Dabei waren diese Fonds sogar »offene« Fonds. Es waren ganz normale Investmentfonds, die jedoch ihr Kapital statt in Aktien oder Wertpapieren in Wohnhäuser, Gewerbegebäude und Grundstücke investiert hatten. Anteile an »offenen« Fonds können Anleger normalerweise jederzeit kaufen oder verkaufen. Und dazu sind oft nur vergleichsweise kleine Summen von etwa 100 Euro nötig.
Anders als bei diesem Massenprodukt können sich Anleger an »geschlossenen« Fonds nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt und mit vierstelligen Beträgen beteiligen. Und Sparer können nicht so einfach aussteigen. So läuft der Flugzeugfonds von HEH fünfzehn Jahre lang. Erst dann ist Schluss. Geschlossene Fonds sind riskante unternehmerische Beteiligungen, bei denen ein Totalverlust oder der Nachschuss von Kapital möglich sind. Bei Absturz bleibt nur der Zweitmarkt Dass ein solches Engagement wohl überlegt sein will, zeigt ein Blick auf den sogenannten Zweitmarkt. Auf ihm verkaufen Anleger ihre Anteile. Mit erheblichen Abschlägen! Nach einer Faustformel betragen diese die Hälfte des nominalen Wertes des Fondsanteils.
So meldet der Marktführer Fondsbörse Deutschland für 2016 erneut einen Umsatzrekord von einer Viertelmilliarde Euro. Vor allem der Handel mit geschlossenen Immobilienbeteiligungen wächst. Die Umsatzzahlen der Schiffsbeteiligungen und der unter »Sonstige Fonds« zusammengefassten Flugzeug-, Umwelt und Firmenbeteiligungs-Fonds fielen hingegen geringer aus als im Vorjahr.