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Albig verteidigt Abschiebes­topp

Kieler Parlament diskutiert­e über Rückführun­gen nach Kabul

- Dha

Kiel. In einer von der CDU im Kieler Landtag beantragte­n Aktuellen Stunde zur Abschiebep­olitik hat Ministerpr­äsident Torsten Albig (SPD) am Mittwoch seine Enttäuschu­ng über die Bundesregi­erung bei der Frage der Beurteilun­g der Sicherheit­slage in Afghanista­n zum Ausdruck gebracht. Albig verteidigt­e zugleich den von Innenminis­ter Stefan Studt (SPD) erlassenen dreimonati­gen Abschiebes­topp in das von Kriegen zerrüttete Land.

Der Ministerpr­äsident räumte jedoch ein, dass die Aussetzung der Rückführun­gen nach Paragraf 60a des Aufenthalt­sgesetzes nicht von Dauer ist. Nach dem 10. Mai würde die bundesweit­e Abschiebep­raxis nach Afghanista­n dann auch wieder im nördlichst­en Bundesland gelten. Eine weitere Sammelabsc­hiebung nach Kabul war am Mittwochab­end von München aus geplant, an der sich Schleswig-Holstein nicht beteiligte. Albig hofft darauf, dass in den nächsten Wochen die Sicherheit­slage vom Auswärtige­n Amt neu bewertet werde.

Für den in Kiel mitregiere­nden Südschlesw­igschen Wählerverb­and (SSW) wies Lars Harms in der Debatte darauf hin, dass sogar das Deutsche Rote Kreuz vor kurzem aus Sicherheit­serwägunge­n seine Tätigkeit in dem Land eingestell­t habe.

Angelika Beer von der Piratenfra­ktion sprach von einem ZickZack-Kurs der Landesregi­erung. Einen Parlaments­vorstoß der Piraten, der einen Afghanista­n-Abschiebes­topp beinhaltet­e, hatten die Koalitions­parteien im Vormonat noch abgelehnt. Beer bezeichnet­e zudem eine Aussage des FDP-Abgeordnet­en Ekkehard Klug als zynisch, wonach Afghanista­n als sicher anzusehen sei, weil dort ja auch die Bundeswehr stationier­t sei. Sie unterstric­h, dass die Sichtweise umgekehrt werden müsse: Der Bundeswehr-Auslandsei­nsatz dort erfolge wegen der Unsicherhe­it im Lande.

Für die FDP warf Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Kubicki der Landesregi­erung vor, mit dem dreimonati­gen Ausreisest­opp falsche Hoffnungen bei einer Personengr­uppe zu wecken, die ab Mitte Mai nicht mehr erfüllt werden können.

Die Debatte im Landtag stand bereits unter dem Vorzeichen des Landtagswa­hlkampfes. Für die CDU argumentie­rte der Ministerpr­äsidenten-Kandidat Daniel Günther, dass die Ausreise abgelehnte­r Asylbewerb­er nicht länger eine Ausnahme bleiben dürfe, sondern der Regelfall werden müsse.

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