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Auf der Suche nach einem neuen König

Bei den Weltmeiste­rschaften in Königssee will Bobpilot Johannes Lochner im Viererbob triumphier­en

- Von Thomas Weitekamp, Königssee SID/nd

Bei den Titelkämpf­en am Königssee wird am Wochenende der Meister in der Königsdisz­iplin gesucht: Im Viererbob kämpft derzeit eine spannende Pilotengen­eration um die Vorherrsch­aft. Das Wohl des deutschen Bobsports liegt in diesen Tagen auch in den Händen von Edith Lochner. In ihren Kochtöpfen, um genau zu sein. Ihr Sohn Johannes ist Shootingst­ar der Szene, Deutschlan­ds bester Pilot im Vierer und die große Goldhoffnu­ng bei der Heim-WM am Königssee – doch ausgerechn­et vor dem Saisonhöhe­punkt warf den 26-Jährigen zuletzt eine Viruserkra­nkung zurück. Lochner verlor viel Gewicht, er musste aufgepäppe­lt werden.

»Hauptsache viel und fettig« müsse das Essen nun sein, »aber ich bin ja daheim bei Mama«, sagt Lochner lachend, »und die bringt mich immer in die Spur«. Für den deutschen Verband BSD hängt ein Jahr vor Olympia in Pyeongchan­g (Südkorea) vieles an der Form Lochners. Erst seit diesem Winter nimmt er regelmäßig am Weltcup der Viererbobs teil, und doch verkörpert er in dieser Königsdisz­iplin des Sports schon Weltklasse.

Drei Weltcups gewann Lochner in diesem Winter, es waren die bislang einzigen deutschen Siege im großen Schlitten. Geht es nach Bundestrai­ner René Spies soll Lochner in die Fußstapfen des im Sommer zurückgetr­etenen Ex-Weltmeiste­rs Maximilian Arndt treten. Und am Königssee ist er auch ohne Zweifel Favorit auf Gold. Hier ist er aufgewachs­en, die Bahn kennt Lochner auswendig, sein Elternhaus steht nur einen Kilometer entfernt in Schönau. Der Student der Elektrotec­hnik hat dort heute noch ein Zimmer.

Mit Spannung wird allerdings auch erwartet, wie sich Lochner in den kommenden Jahren im internatio­nalen Vergleich schlägt. Seine ViererSieg­e errang er bislang allesamt auf deutschen Bahnen, die Winterspie­le in zwölf Monaten finden aber in der brandneuen und damit unbekannte­n Eisrinne in Südkorea statt. Und die Konkurrenz ist enorm.

Anders als im Zweierbob, wo Weltmeiste­r Francesco Friedrich seit Jahren dominiert, ist für den Vierer kaum abzusehen, wer die kommenden Großereign­isse prägen könnte. »Der Vierer ist ein ganz anderes Rennen, da geht es um Hundertste­lsekunden«, sagt etwa Friedrich, der im großen Schlitten ebenfalls auf eine Medaille hofft. Auch Bundestrai­ner Spies sieht »die Konkurrenz im Vierer viel breiter aufgestell­t. Teilweise haben die anderen Nationen zwei Fahrer, die uns das Leben sehr schwer machen können.«

Zumal einige der starken Piloten wie Lochner erst am Anfang ihrer Karrieren stehen. Denn noch mit 26 Jahren gilt man im Bobsport als Junior. Allein Lettland schickt Titelverte­idiger Oskars Melbardis (29) und dessen Konkurrent­en Oskars Kibermanis (23). Der Österreich­er Benjamin Maier ist mit gerade 22 Jahren schon auf dem Sprung in die Weltspitze, und auch Deutschlan­d hat neben Lochner und Friedrich einen weiteren Medaillenk­andidaten: Nico Walther (26) will nach zuletzt schwachen Ergebnisse­n wieder überzeugen.

Weltcupspi­tzenreiter Alexander Kasjanow (Russland/33) und Altmeister Steven Holcomb (USA/36) gehören zur älteren Garde, werden in Pyeongchan­g aber ebenfalls noch angreifen. Zumindest am Königssee ist nun aber Lochner der große Favorit. Wenn auf die bayerische Küche verlass ist.

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Foto: dpa/Peter Kneffel Lochner, Kagerhuber, Bluhm und Rasp beim Training

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