Stindl tut, was ein Kapitän tun muss
Drei Tore des Spielführers bringen Borussia Mönchengladbach beim 4:2 in Florenz ins Achtelfinale der Europa League
Lars Stindl hat die Borussia fast im Alleingang zum 4:2 beim AC Florenz und ins Achtelfinale der Europa League geführt. Dort kommt es zu einem Bundesligaduell: Mönchengladbach trifft auf Schalke 04. Als sich seine Mitspieler mit dem Schlusspfiff jubelnd in die Arme fielen, eilte der Held des Abends mit großen Schritten zu Schiedsrichter Artur Soares Dias. Nach dieser denkwürdigen Partie musste sich der Kapitän von Borussia Mönchengladbach dieses ganz besondere Souvenir einfach sichern. »Den Ball wollte ich mit nach Hause nehmen, ganz klar. Drei Tore in einem Spiel gelingen einem nicht so oft«, sagte Lars Stindl lächelnd, nachdem er den Fußballbundesligaelften fast im Alleingang ins Achtelfinale der Europa League geschossen hatte.
Nach Stindls Dreierpack beim denkwürdigen 4:2 beim AC Florenz (Hinspiel 0:1) kann die Borussia wei- ter vom ganz großen Wurf in der Europa League träumen. »Wir sind dabei, und ich glaube, dass wir uns sehr viel Respekt für diesen Wettbewerb erarbeitet haben«, sagte Trainer Dieter Hecking. Nie zuvor hatte Gladbach die nächste Runde in einem europäischen Wettbewerb erreicht, wenn es im Hinspiel zu Hause eine Niederlage gegeben hatte. Dass die Borussia am Donnerstag ein neues Stück Vereinsgeschichte schrieb, war vor allem Stindl zu verdanken. »Er ist ein überragender Kapitän, die Art und Weise, wie er die Mannschaft führt, ist sensationell«, schwärmte selbst der sonst eher sachliche Hecking.
Keine halbe Stunde war am Donnerstagabend gespielt, da lag die Borussia beim AC Florenz nach Gegentreffern durch Nikola Kalinic und Borja Valero scheinbar aussichtslos zurück. Mindestens drei Tore und ein mittleres Fußballwunder bei den heimstarken Italienern brauchten die taumelnden Gladbacher – und Stindl lieferte: Mit drei Toren in elf Minuten, seinem ersten Dreierpack als Profi überhaupt, als präziser Ballverteiler und leidenschaftlicher Zweikämpfer. Andreas Christensen beseitigte die letzten Zweifel.
Im Mittelpunkt stand aber natürlich Stindl. »Ich liebe dich, Capitano«, twitterte der verletzte Ibrahima Traoré der von zu Hause mitfieberte, Auch Pechvogel Jannik Vestergaard, der vor dem 0:2 entscheidend gepatzt hatte, bedankte sich bei Stindl auf typisch nordische Art und schüttelte seinen Kapitän noch in den Katakomben des Stadions kräftig an der Schulter. Nur Stindl, der in dieser Form auch ein Kandidat für Bundestrainer Joachim Löw sein wird, war der Trubel um seine Person beinahe unangenehm. Immer wieder lobte er die Klasse und Kollektivleistung des Teams. Fast schon sinnbildlich dafür präsentierte er zur späten Stunde den Spielball des historischen Abends – mit den Unterschriften aller Mitspieler. »Das war ein besonderes Spiel, also bekommt der Ball einen ganz besonderen Platz bei mir zu Hause«, sagte er und grinste.