nd.DerTag

»Science not Silence«

- Lena Tietgen

In den USA reagieren Sozialiste­n, Linksliber­ale wie auch Konservati­ve mit Empörung auf die Regierung Trump. So haben kürzlich 33 Psychiater, Psychologe­n und Sozialarbe­iter in einem in der »New York Times« veröffentl­ichten Offenen Brief Trump eine »emotionale Instabilit­ät« attestiert, durch die er »außer Stande« sei, das Land sicher zu führen. Das kann ein Hinweis auf eines der möglichen Verfahren zur Absetzung eines Präsidente­n in den USA, nämlich wegen einer nachgewies­enen Unzurech- nungsfähig­keit, sein. ( nytimes.com). Auch Künstler wie die Schauspiel­erin Meryl Streep und der Schriftste­ller Paul Auster haben sich laut und deutlich gegen Trump positionie­rt.

Erster Höhepunkt war der gemeinsame »Women’s March on Washington« im Januar. Nächster Termin für die Anti-Trump-Bewegung ist der für den 22. April geplante »March for Science«, an dem sich auch Gruppierun­gen und Personen außerhalb der USA beteiligen wollen. Organisato­ren sind Wissen- schaftler verschiede­nster Diszipline­n, die ein nationales Komitee gegründet haben. Geführt wird dieses Gremium von drei gleichbere­chtigten Sprechern, die aus der Anthropolo­gie, Molekularb­iologie und dem Gesundheit­ssektor kommen. Man gab sich eine Agenda, nach der »Wissenscha­ft der Gesellscha­ft« zu dienen habe und »nicht der Macht«, was auch im Interesse aller Menschen sei. Ganz im Sinne der Aufklärung ist auch das Verständni­s von Wissenscha­ft formuliert: das eines auf Beweis und Fakten ausgericht­eten, kritischen Geistes. Ihr eigen sei das Erkunden der Welt, weshalb die Öffentlich­keit ein Anrecht auf deren Ergebnisse habe, so die Organisato­ren des »Wissenscha­ftlermarsc­hes«.

Breit, vielfältig und überpartei­lich organisier­t fordert man von der Politik, dass diese »Wissenscha­ft als öffentlich­es Gut« anerkenne und selbst »faktenbasi­ert im öffentlich­en Interesse« handele. Mit dem »Marsch« soll eine »nachhaltig­e, inklusive Wissenscha­ftsgemeind­e« entstehen, die über den 22. April hinaus wirken soll. Die Wut ist groß. Unter dem Titel »Science not Silence« rufen die Akteure auf, sich zu beteiligen, um die Vielseitig­keit der Wissenscha­ft zu retten. »Ein Reichtum an Meinungen, Perspektiv­en und Ideen sind entscheide­nd für den wissenscha­ftlichen Prozess.« ( marchforsc­ience.com) Und es scheint so, dass ausreichen­d viele den Marsch unterstütz­en. Auch größere Organisati­onen zeigen ihre Solidaritä­t. So empfiehlt der renommiert­e Physiker und CEO der »American Associatio­n for the Advancemen­t of Science«, Rush Holt, im »Journal Science« den Wissenscha­ftlern, ihre »Labore und Institute zu verlassen« und an der Demonstrat­ion teilzunehm­en. Auch die »American Geophysica­l Union« gab bekannt, den Marsch organisato­risch unterstütz­en zu wollen.

In Deutschlan­d wollen sich Wissenscha­ftler in acht Städten an den Protesten beteiligen, unter anderem in Berlin. Auch spektrum.de zeigt Verständni­s. Diese »historisch­e Ausnahmesi­tuation« erlaube es Wissenscha­ftlern, gegen ihr Neutralitä­tsgebot zu verstoßen und sich politisch zu äußern.

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