Drei Meter mehr Wasser unterm Kiel
Im JadeWeserPort bei Wilhelmshaven schaut man gelassen auf Hamburgs Elbausbau-Pläne
Richtig gut läuft es in Niedersachsens JadeWeserPort noch immer nicht. Dennoch weist man den Gedanken von sich, dass eine mögliche Elbvertiefung die Hamburger Konkurrenz noch stärken könnte. Lieblingspflanze aller, die den Hamburger Hafen als drohende Konkurrenz für den JadeWeserPort im niedersächsischen Wilhelmshaven sehen, dürfte der Schierlings-Wasserfenchel sein. Ist es jenem Kraut doch zu verdanken, dass die für tiefgängige Containerschiffe nötige Elbvertiefung jüngst vom Bundesverwaltungsgericht auf Eis gelegt wurde. Für den seltenen Doldenblütler gebe es nicht genug Schutzflächen im Hamburger Flussbuddelplan, die Hanseaten müssten nachbessern, so das Urteil.
Es mag mit dazu beigetragen haben, dass Niedersachsens Verkehrsund Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) anlässlich einer Pressekonferenz der landeseigenen Gesellschaft Niedersachsen-Ports jetzt bemerkte: »Bis die Fahrrinnenanpassung tatsächlich kommt, wird noch viel Wasser die Elbe hinunter fließen.« Die Zeit arbeite für den JadeWeserPort, denn: »Die Container-Schiffe werden größer, und immer mehr Reeder erkennen mittlerweile die Vorzüge dieses jungen Hafens«, so der Politiker.
Um seine positiv klingende These zu untermauern, hatte Lies eine Nachricht parat: Die weltgrößte ReederGemeinschaft »Ocean-Alliance« habe sich entschieden, ab April den JadeWeserPort anzulaufen. Auf deren Route liegen unter anderem die Häfen Gdansk, Schanghai und Singapur.
Vom kommenden Monat an seien demnach acht Reeder in Wilhelmshaven vertreten, freute sich der Minister. Er hoffe, dass sich der Containerumschlag bereits 2018 in Richtung einer Million Stück pro Jahr entwickelt. Dann werde Niedersachsen mit den Planungen zur zweiten Ausbaustufe beginnen. Konkret heißt das laut einer Studie: Der Hafen könnte um 1,8 Kilometer verlängert werden. Rund 600 Millionen Euro, so schätzen Fachleute, würde das die Steuer- zahler kosten. Dass sich solch eine Investition lohnt, wird von Port-Kritikern bezweifelt. Wurde doch im vergangenen Jahr nicht einmal eine halbe Million Container im JadeWeserPort gezählt. Exakt 482 000 waren es, immerhin ein Zuwachs um 55 000 Behälter, die 2015 ungeschlagen worden waren. Doch das sind keine Jubelzahlen, wenn man an die Visionen der Port-Erbauer Niedersachsen und Bremen denkt, die dem eine Milliarde teuren einzigen Tiefseehafen Deutschlands einen Jahresumschlag von 2,7 Millionen Containern vorhergesagt hatten.
Wenig Gutes vorhergesagt hatte man unlängst in Hamburg, wohl hoffnungsvoll die Elbvertiefung erwartend, dem JadeWeserPort. Dieser habe keine ausreichende Anbindung ans Hinterland, konstatierte der Haupt- geschäftsführer der Hamburger Handelskammer, Hans-Jörg SchmidtTrenz, und verärgerte damit Minister Lies. Die Behauptung des Kammerchefs sei nicht richtig, reagierte der Niedersachse. Er dachte dabei vermutlich auch an den unmittelbar bevorstehenden Ausbau der Bahnstrecke in Richtung JadeWeserPort für schwere Güterzüge. In einem Interview mit dem »Hamburger Abendblatt« bezeichnete Lies die Worte aus der Handelskammer als »Ignoranz und Eitelkeit«.
Nicht nur der Minister zeigt Gelassenheit in punkto Elbvertiefung. Auch Andreas Bullwinkel, Chef im JadeWeserPort, hat keine Angst vor den Hanseaten. Er erklärte gegenüber dem NDR: Die von ihnen gewünschte Elbvertiefung auf 13,5 Meter garantiere nicht, dass die großen, voll beladenen Schiffe Hamburg tatsächlich anfahren können. Wilhelmshaven lockt die Containerriesen mit 16,5 Metern Tiefe.