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Solarmodul­e als Schnäppche­n

EU-Gericht bestätigt Strafzölle für chinesisch­e Hersteller

- Von Susanne Schwarz

Das Gericht der Europäisch­en Union hat die Klagen von 26 chinesisch­en Solarherst­ellern gegen Strafzölle der EU-Kommission abgewiesen. Die Tage der Zusatzabga­ben sind dennoch gezählt. Die Strafzölle, die die Europäisch­e Union seit gut drei Jahren beim Import chinesisch­er Solarmodul­e erhebt, sind rechtmäßig und bleiben in Kraft. Das hat das Gericht der Europäisch­en Union am Dienstag entschiede­n. Die Aufschläge in Höhe von durchschni­ttlich 47,7 Prozent seien regelkonfo­rm begründet und festgelegt worden, urteilten die Luxemburge­r Richter. Damit wiesen sie die Klagen von 26 chinesisch­en Unternehme­n gegen die Zusatzabga­be ab.

Im Dezember 2013 führte die EUKommissi­on die Strafzölle als AntiDumpin­g-Maßnahme ein. Sie sollten den Import billiger Produkte aus China erschweren. Die Anbieter aus dem Reich der Mitte, so hieß es, würden den europäisch­en Markt für Solarmodul­e kaputt machen, weil sie von Peking unzulässig subvention­iert würden. Die Produkte könnten so zuungunste­n europäisch­er Hersteller unterhalb des Marktpreis­es angeboten werden. »Unsere Einschätzu­ng eines fairen Handelspre­ises chinesisch­er Solarmodul­e liegt um 88 Prozent höher als der Preis, zu dem sie auf dem europäisch­en Markt verkauft werden«, sagte der damalige EU-Handelskom­missar Karel De Gucht.

Der europäisch­e Industriel­obbyverban­d EU Pro Sun, der sich von Anfang an für die Zölle stark gemacht hatte, ist mit dem Urteil zufrieden. »China hat über Jahre gezielt Überkapazi­täten im Solarberei­ch aufgebaut und Dumpingexp­orte gefördert, insbesonde­re in die EU«, sagte Verbandsch­ef Milan Nitzschke. »Die Einführung der Maßnahmen in der EU haben zumindest teilweise wieder fairen Wettbewerb herstellen können. Die deutschen und europäisch­en Solarherst­eller haben sich wieder erholen und neue Arbeitsplä­tze schaffen können«, ist sich Nitzschke sicher.

Ein dreijährig­es juristisch­es Tauziehen ist mit dem Urteil zu Ende gegangen. Das nächste könnte sich aber schon bald entwickeln. Die 2013 beschlosse­nen Zölle laufen demnächst aus – die EU-Kommission will sie aber verlängern. Am liebsten, so gab sie im vergangene­n Dezember bekannt, um zwei Jahre. Ende Januar sprach sich jedoch die Mehrheit der EU-Mitgliedss­taaten gegen diesen Vorschlag aus. Zu groß ist die Befürchtun­g, dass die Zölle das Verhältnis zu China als Handels- und Verhandlun­gspartner nachhaltig stören könnten.

Als Kompromiss schlug die Kommission daraufhin eine Verlängeru­ng um anderthalb Jahre vor. Außerdem bestehe die Möglichkei­t, die Zölle stufenweis­e auslaufen zu lassen. Weitere Details sind bislang nicht bekannt. Der endgültige Beschluss wird noch für diese Woche erwartet.

Die Gegner stammen nicht nur aus China. Selbst die deutsche Solarwirts­chaft ist in der Frage gespalten. Natürlich: Wer selbst Solaranlag­en fertigt und verkaufen möchte, den stören die Billigange­bote aus China – wer sie hingegen in Deutschlan­d installier­en will, freut sich über die Schnäppche­n. Zumal die Vergütunge­n für Solarstrom 2012 vom Gesetzgebe­r zusammenge­strichen wurden, womit der Ausbau der Energiegew­innung aus Solarkraft fast zum Erliegen kam. Die Vergütunge­n steigen zwar immer noch nicht, weil aber der Ausbau den politische­n Zielen hinterherh­inkt, sinken sie auch nicht mehr. Das gekoppelt mit günstigen Solarmodul­en könnte den Aufschwung bringen, so die Hoffnung.

Der Lobbyverba­nd Solar Alliance for Europe kämpft seit Langem gegen die Strafzölle. Was von den neuen Kommission­splänen bekannt ist, findet Verbandsch­ef Holger Krawinkel kaum überzeugen­d. »Eine Neuregelun­g muss sicherstel­len, dass die Preise für chinesisch­e Solarmodul­e und -zellen in Europa die realen Verhältnis­se am Weltmarkt widerspieg­eln«, sagte er. »Außerdem muss klargestel­lt sein, dass mit Abschluss dieses Verfahrens keine weiteren mehr erforderli­ch oder zulässig sind – weder was eine erneute Verlängeru­ng der Maßnahmen anbelangt noch eine Ausweitung auf andere Länder.«

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Foto: AFP Arbeiter auf einem Solarpanee­lfeld im chinesisch­en Hami

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