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In Athen drohen weitere Sparmaßnah­men

Schwierige Verhandlun­gen zwischen griechisch­er Regierung, Europäisch­er Union und Internatio­nalem Währungsfo­nds

- Von Carolin Philipp, Athen

Die Verhandlun­gen am Donnerstag zwischen Athen, EU und IWF zielen auf Reformen, die 3,6 Milliarden Euro, d.h. zwei Prozent des griechisch­en Bruttoinla­ndsprodukt­s, einsparen sollen. Die Bewertung der bisher durchgefüh­rten und die Diskussion­en über weitere griechisch­e Reformen sollen bis zur nächsten Tagung der Eurogruppe am 23. März abgeschlos­sen sein. Während Griechenla­nds Premier Alexis Tsipras zuletzt immer wieder betont hatte, er werde seinen Landsleute­n keinen weiteren Euro an Sparmaßnam­en zumuten, gab seine Regierung in der Vorwoche dann doch nach und sagte Veränderun­gen bei der Einkommens­steuer und weitere Rentenkürz­ungen ab 2019 zu. Am Dienstag wurde in Athen über die Höhe des Haushaltsü­berschuss diskutiert, am Mittwoch über die Senkung des steuerfrei­en Einkommens und Rentenkürz­ungen, am Donnerstag stand die Arbeitsmar­kpolitik auf dem Programm.

Die EU-Geberinsti­tutionen und der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) kehrten am Dienstag nach Athen zurück, nachdem die Verhandlun­gen im Dezember von den Europäern abgebroche­n worden waren – die griechisch­e Regierung hatte Maßnahmen verabschie­det, um die sozialen Folgen der sogenannte­n Reformen ab- zufedern. Während in der Vergangenh­eit ausschließ­lich weitere Deregulier­ungen der Arbeitsges­etzgebung verlangt wurden, stand am Donnerstag auch ein Arbeitsbes­chaffungsp­rogramm für 100 000 Jobs auf der Agenda. Es soll drei Milliarden Euro schwer sein. Außerdem wurde über eine Senkung der Mehrwertst­euer von derzeit 24 Prozent und die Verminderu­ng der Steuerbela­stung für kleine Unternehme­n diskutiert.

Die Atmosphäre war allerdings angespannt. Ergebnisse der Verhandlun­gen drangen nur sparsam nach außen. In griechisch­en Medien wurde breit darüber berichtet, dass der griechisch­e Finanzmini­ster Efklidis Tsakalotos am Dienstag die Verhand- lungen zeitweise wütend verlassen habe, da den Geldgebern neue Austerität­sschritte wichtiger waren als die sozialen Gegenmaßna­hmen. Die Balance wird sich wohl verschiebe­n – je nachdem, ob Athen es schafft, das Ziel eines Primärüber­schusses von 3,5 Prozent zu erreichen.

Dabei sollten die Zeichen auf Entspannun­g gestellt sein. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Junker hat gerade die Wichtigkei­t von Flächentar­ifverhandl­ungen für nachhaltig­es Wirtschaft­swachstum wie gleichzeit­igen sozialen Zusammenha­lt hervorgeho­ben. Bundeskanz­lerin Angela Merkel betonte zwar, dass sie für weitere Rentenkürz­ungen sei, aber sie steht einem Schuldensc­hnitt offener gegenüber als Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble.

Der IWF allerdings hält eine monatliche Mindestren­te von 384 Euro nach mindestens 20 Jahren Einzahlung für zu hoch. Athens Arbeitsmin­isterin Effie Achtsioglo­u warf ihm vor, mit falschen Zahlen zu agieren und so für seine Kürzungspo­litik zu mobilisier­en. Eine Rente in Griechenla­nd müsse die unzureiche­nden sozialen Sicherungs­systeme ganzer Familien ausgleiche­n, obwohl das Durchschni­ttseinkomm­en von über 65-Jährigen im Monat nur 750 Euro beträgt. Die ab 2019 in Kraft tretenden neuen Maßnahmen müssen nun in den nächsten Wochen im Parlament verhandelt werden.

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