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Fillons Freunde verlassen sinkendes Schiff

Präsidents­chaftskand­idat der französisc­hen Konservati­ven wird immer stärker zum Rücktritt gedrängt

- Von Ralf Klingsieck, Paris

WIE lAnGE Hält FrAnçoIs FIllon noCH DurCH? An DIEsEm SonnABEnD BEGEHt DEr konsErvAtI­vE KAnDIDAt sEInEn 63. GEBurtstAG. GrunD zum FEIErn HAt Er kAum. Die Lage des konservati­ven Präsidents­chaftskand­idaten François Fillon wird immer kritischer und aussichtsl­oser. Am Freitag hat die Finanzpoli­zei im Rahmen der Ermittlung­en um die fiktive Beschäftig­ung von Frau und Kindern als seine Parlaments­assistente­n die Pariser Wohnung der Familie Fillon durchsucht. Während Fillon auf Meetings in der Provinz nach wie vor versichert, er werde nicht weichen und bis zum Letzten kämpfen, wenden sich immer mehr Parteifreu­nde von ihm ab.

Aus der Überzeugun­g heraus, dass Fillon in der Öffentlich­keit in höchstem Maße diskrediti­ert ist und dass seine uneinsicht­ige Hal- tung die Lage für die Rechte nur immer noch schlimmer macht, wächst der Druck aus der eigenen Partei, als Kandidat zurückzutr­eten. Er habe keine Aussicht mehr, es bis in den zweiten Wahlgang zu schaffen und solle den Platz freimachen für einen anderen, der die Sache der Konservati­ven vielleicht noch retten kann.

Fast alle Parlaments­abgeordnet­en und zahlreiche prominente Politiker seiner Partei der Republikan­er (LR) haben ihm bereits die Unterstütz­ung aufgekündi­gt. Dazu gehören beispielsw­eise der ehemalige Außenminis­ter Dominique de Villepin oder die Ex-Ministerin Nadine Morano. Doch der schwerste Schlag war wohl am Freitag der Rücktritt von Fillons Sprecher Thierry Solère, der ihn noch vor zwei Tagen vor den Fernsehkam­eras vehement in Schutz genommen hatte.

Am selben Tag hat auch der stellvertr­etende Leiter und Kassenwart der Wahlkampag­ne Gil- les Boyer den Präsidents­chaftskand­idaten verlassen und mit ihm gingen mehr als ein Dutzend Mitarbeite­r der Pariser Wahlkampfz­entrale.

Gleichzeit­ig verlautete aus der Umgebung von Alain Juppé, der bei der Vorwahl im vergangene­n November Zweiter geworden war, dass dieser sich bereit halte, falls ihn die Partei rufe. Er stünde als Kandidat allerdings nur zu Verfügung, wenn Fillon in aller Form zurücktrit­t und wenn er darauf vertrauen kann, dass sich die Partei der Republikan­er geschlosse­n hinter ihn als Einheitska­ndidaten der Rechten stellt. Doch die Zeit drängt, denn in zwei Wochen ist offizielle­r Meldeschlu­ss für die Kandidaten. Bis dahin müssen beim Verfassung­srat für jeden Kandidaten mindestens 500 Unterschri­ften von Bürgermeis­tern oder Abgeordnet­en des Parlaments oder regionaler Körperscha­ften eingegange­n sein, die sie unterstütz­en. Während für Fillon schon mehr als 1100 Unterschri­ften vorliegen, sind alle anderen Kandidaten noch mehr oder weniger weit von den nötigen 500 entfernt.

Anhänger von Juppé rufen die Bürgermeis­ter des Landes und andere potenziell­e Unterstütz­er auf, schon jetzt ihre Unterschri­ft für Juppé zu geben und einzuschic­ken. Wie verlautete, soll auch der nach wie vor einflussre­iche ehemalige französisc­he Staatspräs­ident Nicolas Sarkozy inzwischen seinen Widerstand gegen eine alternativ­e Kandidatur Juppés aufgegeben haben.

Der schwerste Schlag war wohl am Freitag der Rücktritt von Fillons Sprecher Thierry Solère.

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