nd.DerTag

Merkels Hilfe für Erdogan

- Aert van Riel über das deutsch-türkische Verhältnis

Die Regierungs­partei AKP will die Türkei zu einer Diktatur umbauen. Um genügend Zustimmung für ihr angestrebt­es Präsidials­ystem in der Bevölkerun­g zu erhalten, setzt sie auf Demagogie und Einschücht­erung. Dieses Vorgehen ist abzulehnen. Zugleich muss aber konstatier­t werden, dass die nun verhängten Auftrittsv­erbote gegen türkische Regierungs­vertreter in Deutschlan­d wirkungslo­s sind. Denn die überpropor­tional vielen AKP-Wähler in diesem Land werden dadurch nicht ihre politische Haltung ändern. Die Maßnahmen sind lediglich eine Machtdemon­stration. Auch Berlin will den Einfluss der türkischen Politik in der Bundesrepu­blik zurückdrän­gen. Das betraf zuletzt nicht nur die Wahlkampfv­eranstaltu­ngen, sondern auch Spitzeleie­n des Moscheedac­hverbands Ditib.

Ansonsten kann die Bundesregi­erung gut mit einer autoritäre­n Herrschaft des Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan leben. Voraussetz­ung hierfür ist, dass die Türkei dabei hilft, Geflüchtet­e von Europa fernzuhalt­en. Im Gegenzug akzeptiert man in Deutschlan­d die Verfolgung politische­r Gegner durch das Regime in Ankara, den Krieg gegen die Kurden und die Einflussna­hme der Türkei in Syrien zugunsten von Islamisten. Anfang Februar hatte Angela Merkel Erdogan besucht und weitgehend kritiklos die Partnersch­aft der beiden Länder betont. Somit hat die Kanzlerin dem Autokraten wesentlich mehr beim Wahlkampf geholfen, als es die türkischen Minister hierzuland­e hätten tun können.

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