Dialogpartner
Die wirkliche Macht über das Spitzenpersonal in Washington hat offenbar der Botschafter Russlands in den USA, Sergej Iwanowitsch Kisljak. Neue Leute drohen jetzt schon fast regelmäßig über Kontakte mit dem 66-Jährigen zu stolpern – und sei es, weil jeder versucht, sie möglichst nicht zu offenbaren. Von den vielen geheimnisvollen Russen, mit denen Gefolgsleute des neuen Präsidenten nach Beschuldigung ihrer Widersacher angeblich in Kontakt gewesen sein sollen, blieb namentlich Kisljak übrig.
Der Karrierediplomat trat als Absolvent des Moskauer Physikalischen Ingenieurinstitutes und der Akademie für Außenhandel bereits mit 27 Jahren in den Dienst des Auswärtigen Amtes. Er war in der UNO-Mission tätig, Direktor für wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit und des Departements Sicherheit und Abrüstung, war Botschafter in Belgien und Russlands Ständiger Vertreter bei der NATO, Vizeminister. Seit neun Jahren fungiert er als Botschafter in den USA.
Dabei erwies er sich offenbar als recht gesprächsbereit, und Kontaktpflege ist ja seines Amtes. Sarah Jessica Parker, Star der TV-Serie »Sex and the City«, lud allerdings ein Instagram-Post hoch, das sie am Computer zeigt. Davor fragt sie sich, ob sich denn der russische Botschafter mit allen außer ihr getroffen habe.
Über der hochnotpeinlichen Befragung seiner Dialogpartner wird unterschlagen, dass Moskaus offizieller Vertreter selbst Opfer »routinemäßiger« Spitzelei des Gastgebers ist. Auch hätte das Verschweigen von Treffen künftiger Mitglieder der US-Administration, beispielsweise mit dem deutschen Botschafter, kaum ähnlich erschütternde Wirkungen erzielt. Obwohl auch hier sicher alles aufmerksam illegal dokumentiert worden sein dürfte.
Der so in allgemeine Aufmerksamkeit geratene, etwas zur Fülle neigende verheiratete Vater einer Tochter zeigte sich beim Bericht in Moskau über die schlechtesten Beziehungen mit den USA seit dem Kalten Krieg schon vor dem Amtswechsel zurückhaltend: »Ich denke nicht, dass es leichte und rasche Veränderungen gibt.«