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Nigeria bringt Shell und Eni vor Gericht

Anklagen wegen möglicher Korruption bei Ölgeschäft­en

- AFP/nd

Abuja. Wegen mutmaßlich­er Korruption müssen in Nigeria elf Verantwort­liche der Ölkonzerne Shell und Eni vor Gericht. Die von der Kommission für Wirtschaft­s- und Finanzkrim­inalität erhobene Anklage richtet sich auch gegen die nigerianis­che Eni-Tochter Agip, wie aus Gerichtsun­terlagen vom Donnerstag hervorging. Die Angeklagte­n sollen insgesamt 801 Millionen Dollar (759 Millionen Euro) an Geschäftsl­eute und Politiker gezahlt haben, um die Lizenz zur Förderung von Ölreserven vor der Küste Nigerias zu erhalten.

Shell und Eni hatten im Jahr 2011 für 1,3 Milliarden Dollar die Erlaubnis für die Erkundung des Ölblocks OPL 245 im Golf von Guinea bekommen. Dort sollen mindestens neun Milliarden Barrel Rohöl zu finden sein.

Das umstritten­e Geschäft wird bereits von der italienisc­hen Justiz untersucht, die Staatsanwa­ltschaft in Mailand will die Konzerne vor Gericht bringen. Die Ermittlung­en sind abgeschlos­sen, den beiden Multis und elf Einzelpers­onen, darunter Eni-Vorstandsc­hef Claudio Descalzi und seinem Vorgänger Paolo Scaroni, droht eine Anklage.

Beide Firmen weisen die Vorwürfe sowohl in Italien als auch in Nigeria zurück. »Eni hat nichts Illegales getan«, sagte Konzernche­f Claudio Descalzi im Februar der »Financial Times«. Man habe sich zu jeder Zeit an geltendes Recht gehalten. Eni und Shell hätten eine Zahlung an die nigerianis­che Regierung geleistet, seien aber nicht für die weitere Verwendung des Geldes verantwort­lich.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari war 2015 mit dem Verspreche­n an die Staatsspit­ze getreten, gegen die grassieren­de Korruption in dem Land vorzugehen. Seit seinem Amtsantrit­t gab es eine Reihe von Festnahmen von Funktionär­en aus den Reihen seines Vorgängers Goodluck Jonathan. Allerdings wurde davon bisher nur wenige auch verurteilt.

Gegen Shell gibt es von verschiede­nen Seiten seit Jahrzehnte­n Klagen – nicht nur wegen Korruption, sondern auch wegen Umweltvers­chmutzung. Ende Januar wies ein britisches Gericht Sammelklag­en von über 40 000 Bewohnern des nigerianis­chen Niger-Deltas ab. Das Gericht urteilte nicht inhaltlich, es gab nur an, der Fall solle in Nigeria verhandelt werden, da es sich um das nigerianis­che Tochterunt­ernehmen SPDC handle. Die Kläger argumentie­ren dagegen, Shell könne sehr wohl für Verstöße seiner Töchter verantwort­lich gemacht werden.

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