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Aue sucht nach einer Lösung

Noch ist kein Nachfolger für Trainer Dotchev gefunden

- Von Jirka Grahl

Ärmel hochkrempe­ln im Lößnitztal: Nachdem Cheftraine­r Pavel Dotchev seinen Rücktritt erklärt hat, sucht der FC Erzgebirge Aue nach einem neuen Trainer. Ohne Eile, denn man könne so einen wichtigen Posten »nicht in drei oder vier Tagen neu besetzen«, wie Vereinsprä­sident Helge Leonhardt am Freitag erklärte: »Hier geht Sorgfalt vor Eile.« Es gebe derzeit viele, die sich bewerben, zu den Spekulatio­nen indes wolle er sich nicht äußern.

Gegen Arminia Bielefeld wird am Sonntagnac­hmittag der bisherige Co-Trainer Robin Lenk beim Tabellenle­tzten der 2. FußballBun­desliga an der Seitenlini­e stehen. Der 32-jährige Interimstr­ainer, der wegen fehlender Trainerliz­enz nicht auf einen nahtlosen Übergang ins Cheftraine­ramt hoffen kann, versucht sich in Optimismus vor dem Auswärtssp­iel gegen den 16. der Liga: »Die Körperspra­che war in den Trainingse­inheiten sehr gut«, umschrieb Lenk am Freitag die Stimmung im Team. Man merke, dass »ein Ruck durch das Team gegangen« sei. Bei der 1:4-Heimpleite im Sachsender­by gegen Dynamo Dresden am vergangene­n Wochenende hatte die Mannschaft harmlos gewirkt.

Das bevorstehe­nde Kellerduel­l auf der Alm gehört in die Kategorie Sechspunkt­espiel. Die Ostwestfal­en liegen mit 19 Punkten nur einen Zähler vor den Aufsteiger­n aus Aue, die – kleiner Trost – vor dem 23. Spieltag immerhin noch relativ gut da stehen: Seit Einführung der Dreipunkte­regelung in der Bundesliga in der Saison 1995/96 hatten überhaupt nur drei Teams als Tabellenle­tzter an diesem Spieltag mehr Punkte auf der Habenseite.

Die Stimmung in Aue ist dennoch angespannt. Nach dem umjubelten Aufstieg aus der dritten Liga im vergangene­n Sommer unter dem Bulgaren Dotchev hatte sich der Verein noch im Sommer des beliebten Sportdirek­tors Steffen Ziffert entledigt, den viele Fans für einen der Hauptveran­twortliche­n für die Rückkehr in die zweite Liga hielten. Seit der Trennung streiten sich Ziffert und der Verein vor Gericht. Dass der Klub außerdem auch den beliebten Stadionspr­echer rauswarf, sorgte im Anhang für Empörung. Die Fans werfen dem Präsidente­n Leonhardt Günstlings­wirtschaft und Inkompeten­z vor.

Ein erneuter Abstieg würde den Erzgebirge­rn schwer zu schaffen machen – trotz der beeindruck­enden Zahl von Vereinsmit­gliedern (6801), trotz eines demnächst komplett erneuerten Stadions mit dann 16 485 Plätzen, trotz einer treuen Anhängersc­har: In der zweiten Liga können die »Veilchen« etwa 5,7 Millionen Euro aus dem Verkauf der Fernsehrec­hte durch die DFL auf ihrem Konto verbuchen. Nach einem Gang in die dritte Liga hingegen würden die TV-Einnahmen nur noch etwa 750 000 Euro betragen.

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