Bewegung tut gut
Sogar in unseren festgefügten Knochen ist alles in Bewegung und in ständigem Umbau begriffen. Es klingt paradox, aber gerade das sichert die Stabilität des Skeletts.
Knochengewebe ist, ähnlich wie Stahlbeton, ein »Verbundwerkstoff«. Doch es gibt gewichtige Unterschiede. Nicht nur, dass im Knochen nicht Kies und Kalk, sondern Apatitkristalle den Druck abfangen und anstelle von Stahl elastisches Kollagen die Zugkräfte aufnimmt. Nein, hauptsächlich weil unser Knochen aus lebendigem Gewebe besteht, das, von Blutgefäßen und Nerven durchzogen, ständig von Zellen durchwandert wird.
Genau diese Zellen bewirken an Millionen von Orten den stetigen Umbau. Der Abbau wird von Osteoklasten besorgt. Die setzen sich wie Saugnäpfe auf mineralisiertes Gewebe und pumpen Salzsäure in den abgeschotteten Raum. Das zerstört die Kristalle. Die Kollagenfasern werden von Enzymen gespalten. Wie Drillbohrer arbeiten sich die Osteoklasten voran.
Ihnen nachfolgend füllen Osteoblasten die Lücke zunächst mit verschiedenen Proteinen. So wird ein Geflecht bereitet, das für den Start der Mineralisierung und ein geordnetes Kristallwachstum notwendig ist. Natürlich sorgen die Osteoblasten auch für die Bereitstellung von Kalzium und Phosphat, den Hauptbestandteilen des Apatits. Haben sich neue Kristalle gebildet, werden nicht mehr benötigte Proteine abgebaut.
Ohne diesen ständigen Umbau wäre weder Wachstum noch Knochenheilung möglich. Und nur so kann die Knochenarchitektur optimal an die mechanischen Erfor- dernisse angepasst werden. Remodeling nennt man diesen Prozess. Etwa zehn Jahre, so schätzt man, dauert eine »Runderneuerung« unseres Skeletts.
Der Knochenstoffwechsel wird von etlichen Hormonen reguliert. Vor allem durch das Zusammenwirken vom Parahormon der Nebenschilddrüse, dem Calcitonin der Schilddrüse und Vitamin D. Aber auch von den Sexualhormonen, die den Abbau hemmen.
Mit dem 30. Lebensjahr etwa wird die höchste Knochendichte erreicht. Schon ein paar Jahre später beginnt der Abbau zu überwiegen. Ein Prozess, der sich in der Menopause der Frau durch verringerte Östrogenbildung noch beschleunigt und letztlich Osteoporose befördert.
Wichtig also zu wissen, was die Knochenbildung begünstigt. Die Liste ist lang. Sie beginnt mit Kalzium, von dem wir täglich etwa ein Gramm benötigen. An Phosphat leiden wir keinen Mangel. Es ist eher ratsam, dessen Zufuhr zu drosseln, denn im Darm wirkt es schnell als Kalziumräuber!
Für die Bildung der Matrix ist eine ausreichende Eiweißversorgung wichtig. Die Kollagensynthese benötigt Vitamin C. Unverzichtbar ist auch Vitamin D, das nicht nur den Knochenstoffwechsel, sondern auch die Kalziumaufnahme im Darm steuert. Zusammen mit Vitamin K sorgt es gleichzeitig dafür, dass nicht an falscher Stelle »Verkalkung« droht.
Ein wichtiger Stimulus ist schließlich, dass wir uns ausreichend bewegen – denn mechanischer Reiz fördert nachweislich nicht nur Knochenumbau, er erhöht auch die Mineraliendichte.