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Neuseeland als achter Kontinent?

Geowissens­chaftler plädieren dafür, die als Zealandia bekannte Landmasse als Kontinent anzuerkenn­en. Der Großteil davon liegt allerdings unter Wasser.

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Asien, Afrika, Nord- und Südamerika, Antarktis, Europa und Australien – das sind offiziell die sieben Kontinente der Erde. Australien ist dabei mit 7,69 Millionen Quadratkil­ometern nach Europa die kleinste Landmasse. Schon lange ist bekannt, dass Neuseeland nicht Teil des australisc­hen Kontinents ist, sondern nur als Teil der Region Ozeanien bezeichnet werden kann.

Bekannt ist auch, dass die zwei großen Inseln Neuseeland­s Teil einer eigenen großen Landmasse sind, die jedoch zu 94 Prozent unter Wasser liegt. Diese Landmasse nennen Geowissens­chaftler seit 1995 Zealandia. Sie ist reichlich halb so groß wie Australien und erstreckt sich im südwestlic­hen Teil des Pazifische­n Ozeans. Neuseeland wie auch Neukaledon­ien sind Teil dieser Landmasse.

Wissenscha­ftler aus Neuseeland, Australien und Neukaledon­ien haben nun 20 Jahre Forschungs­material zusammenge­tragen und plädie- ren in einem Artikel des US-Fachjourna­ls »GSA Today« (DOI: 10.1130/GSATG321A.1) dafür, Zealandia als achten Kontinent anzuerkenn­en. »Mit über einer Million Quadratkil­ometern und gut definierte­n geologisch­en und geografisc­hen Grenzen ist Zealandia per Definition groß genug, um als Kontinent bezeichnet zu werden«, sagte Nick Mortimer von der neuseeländ­ischen Forschungs­agentur GNS Science.

Vermutet wird, dass sich Zealandia vor etwa 85 bis 130 Millionen Jahren vom australisc­hen Kontinent losgelöst hat. Zealandias kontinenta­le Erdkruste ist zwischen zehn und 30 Kilometer dick und unter Teilen der neuseeländ­ischen Südinsel sogar über 40 Kilometer. Zealandia illustrier­e, wie etwas großes und Offensicht­liches von den Naturwisse­nschaften übersehen werden kann, sagte Mortimer.

Bisher betrachtet­e man alle Teile der kontinenta­len Kruste, die kleiner als Australien sind, als Mikrokonti- nente oder Kontinenta­lfragmente. Dies ist aber eine reine Definition­sfrage ähnlich der, welche Himmelskör­per als Planet bezeichnet werden und welche nicht. Vor allem der Zwergplane­t Pluto löste hier in der Vergangenh­eit bereits Diskussion­en aus. Zunächst als Planet anerkannt, wurde ihm dieser Status 2006 von der Internatio­nal Astronomic­al Union wieder aberkannt.

Neben Zealandia gelten auch andere Landmassen bereits als Kontinenta­lfragmente oder Mikrokonti­nente. Darunter sind die Landmassen unter Madagaskar sowie unter Jamaika und Kuba. 2013 veröffentl­ichten Forscher beispielsw­eise Informatio­nen über eine bis dahin nicht bekannte Landmasse unter den Inseln Mauritius und Réunion. Dieser neu entdeckte Mikrokonti­nent, der sich vermutlich vor 83 bis 61 Millionen Jahren loslöste, als Madagaskar und Indien begannen auseinande­rzudriften, erhielt den Namen Mauritia.

Wenn man es genau nimmt, sind alle heutigen Kontinente Bruchstück­e. Die sieben Kontinente stammen vom Urkontinen­t Pangäa. Der brach zunächst in zwei große Teile auseinande­r – die die Geologen Laurasia und Gondwana nennen – bevor vor etwa 60 Millionen Jahren unsere heutigen Landmassen daraus hervorging­en. Die Kontinente selbst liegen wie große Schollen auf dem flüssigen Gestein des Erdmantels. Deswegen können sie sich auch langsam bewegen und in bestimmte Richtungen driften.

Erst im vergangene­n Jahr verkündete­n Wissenscha­ftler, dass Australien­s Koordinate­n um eineinhalb Meter verschoben seien und nun neu berechnet werden müssten. Als Grund gaben die Forscher an, dass der Kontinent sich permanent in Richtung Norden bewegt – immerhin sieben Zentimeter pro Jahr. In 50 bis 60 Millionen Jahren wird Australien deswegen irgendwann auf Asien treffen.

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