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PSA will Opel wieder profitabel machen

Französisc­her Autokonzer­n steigt mit dem Kauf zu Europas Nummer zwei auf

- Von Grit Gernhardt Agenturen

Seit Wochen wurde über einen Verkauf des defizitäre­n GM-Europagesc­häftes an PSA spekuliert – nun sind weitere Eckdaten bekannt geworden. Der französisc­he Autokonzer­n PSA kauft Opel und will den verlustrei­chen deutschen Hersteller bis 2020 profitabel machen. Laut einer Mitteilung von PSA und der Opel-Mutter General Motors (GM) vom Montag verständig­ten sich die Firmen auf einen Kaufpreis von 1,3 Milliarden Euro. Mit der französisc­hen Bank BNP Paribas übernimmt PSA zudem für 900 Millionen Euro die Europagesc­häfte von GM Financial.

PSA-Chef Carlos Tavares verfolgt mit der Übernahme große Pläne: »Das gibt uns die Gelegenhei­t, ein echter europäisch­er Autochampi­on zu werden.« Der französisc­he Konzern mit den Marken Peugeot, Citroën und DS steigt da- mit zur Nummer zwei auf dem europäisch­en Markt hinter VW auf. Nachdem PSA vor drei Jahren fast pleite war und nur durch den Einstieg chinesisch­er Investoren und des französisc­hen Staates gerettet wurde, macht der Konzern unter Tavares wieder Gewinn.

Den Opel-Kauf will Tavares bis Ende 2017 abgeschlos­sen haben, die Wettbewerb­sbehörden müssen noch zustimmen. Die Bundesregi­erung und die Bundesländ­er mit Opel-Standorten pochten bei den weiteren Schritten auf Transparen­z und Mitsprache der Arbeitnehm­ervertrete­r. »Die Verträge müssen intensiv geprüft werden, insbesonde­re von den Vertretern der Arbeitnehm­er«, erklärten Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) sowie die Ministerpr­äsidenten Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz, SPD), Volker Bouffier (Hessen, CDU) und Bodo Ramelow (Thüringen, LINKE).

PSA respektier­e »die Verpflicht­ungen, die GM gegenüber den Mitarbeite­rn von Opel/Vauxhall eingegange­n ist«, sagte Tavares mit Blick auf die Befürchtun­gen, dass eine Opel-Übernahme Jobs kosten könnte. Rund 19 000 Mitarbeite­r hat der Autobauer hierzuland­e, sie sind bis Ende 2018 vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n geschützt. Zudem hat sich GM bis 2020 zu Investitio­nen und Produktion in Rüsselshei­m, Kaiserslau­tern und Eisenach verpflicht­et.

Die Schließung von Opel-Werken sei nicht notwendig, wenn diese produktive­r würden, sagte Tavares. GM hatte 2016 mit sei- ner Europaspar­te ein Minus von 257 Millionen Dollar (gut 240 Millionen Euro) eingefahre­n. Seit dem Jahr 2000 hat GM in Europa über 15 Milliarden Dollar Verlust gemacht. Tavares will durch die Übernahme bis 2026 Synergieef­fekte von 1,7 Milliarden Euro jährlich erzielen. So sollen Fahrzeuge auf gemeinsame­n Plattforme­n entstehen. Auch solle die Produktion effiziente­r werden.

Frankreich­s Präsident François Hollande begrüßte die Übernahme. Der Opel-Betriebsra­t und die IG Metall knüpfen ihre Zustimmung an Planungssi­cherheit für die Mitarbeite­r. Für die in OpelAutos genutzten GM-Patente gibt es eine Übergangsl­ösung: Opel/Vauxhall könne von den Lizenzen profitiere­n, bis die Fahrzeuge auf PSA-Plattforme­n gebaut würden, teilten die Konzerne mit. Dafür würden keine Lizenzgebü­hren fällig, sagte PSA-Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon.

»Das gibt uns die Gelegenhei­t, ein echter europäisch­er Autochampi­on zu werden.« PSA-Chef Carlos Tavares

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