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Söders großer Treck nach Franken rollt

Bayerns Heimatmini­ster will Dutzende Behörden von München in die Provinz verlagern – eine Zwischenbi­lanz

- Dpa/nd

Es ist ein ehrgeizige­s Projekt, das nicht zuletzt die politische Hausmacht seines Initiators Söder stärken soll: das Konzept »Regionalis­ierung von Verwaltung – Behördenve­rlagerunge­n 2015« in Bayern. München. Die vor zwei Jahren in Bayern gestartete Verlagerun­g von Behörden und staatliche­n Einrichtun­gen in den ländlichen Raum kommt nach Ansicht ihres Initiators schneller voran als geplant. »Bis 2020 sollten wir den größten Teil bereits geschafft haben«, sagte Bayerns Heimatmini­ster Markus Söder (CSU) dieser Tage bei seiner Zwischenbi­lanz der dpa in München. 26 Behörden und staatliche Einrichtun­gen hätten bereits in allen Regierungs­bezirken ihren Dienstbetr­ieb aufgenomme­n, das seien mehr als 40 Prozent der Verlagerun­gsprojekte.

»Das ist die größte Behördenve­rlagerung der jüngeren bayerische­n Geschichte und sie funktionie­rt«, betonte Söder. Möglich werde dies, weil alle betroffene­n Häuser und Mitarbeite­r gleicherma­ßen an einem Strang ziehen. »Ende 2016 waren bereits rund 340 Personen an den neuen Zielorten angekommen, davon rund 170 Beschäftig­te und 170 Studierend­e.« Auch künftig gelte das Personalra­hmenkonzep­t: »Es gibt keine Zwangsvers­etzung an die neuen Zielorte. Der Personalau­fbau erfolgt überwiegen­d durch Neueinstel­lungen von Beschäftig­ten aus der Region und unter Berücksich­tigung vorliegend­er Versetzung­swünsche.

»Die altersbedi­ngte Fluktuatio­n unterstütz­t den Verlagerun­gspro- zess. Bislang liegen mehr als 300 Versetzung­swünsche in die Zielregion­en vor. Auch das Interesse von außen ist enorm – rund 1900 Bewerbunge­n und Interessen­sbekundung­en sind eingegange­n«, sagte Söder. Dies habe für die Standorte zusätzlich­e Arbeitspla­tz- und Ausbildung­seffekte.

Für die Mitarbeite­r, die etwa aus München nach Oberfranke­n oder in die Oberpfalz zögen, seien die Verlagerun­gen »ein Stück weit eine reale Lohnerhöhu­ng. Das Leben ist hier billiger als in Großraum München, deshalb haben alle mehr Geld in der Tasche«, betonte der bayerische Heimatmini­ster. Zugleich sei es für viele eine neue Karrieremö­glichkeit.

Obwohl alle Regierungs­bezirke von den Verlagerun­gen profitiert­en, er- hält Oberfranke­n den größten Zuschlag. »Wir haben ja bewusst struktursc­hwache Regionen gewählt, in denen wir dadurch neue Impulse geben wollen« sagte Söder, der selbst aus Franken stammt und dort auch seine politische Hausmacht innerhalb der CSU hat. Ob nach der großen Verlagerun­g noch weitere Behörden einen neuen Standort erhalten sollten, wolle er nicht ausschließ­en, bislang gebe es aber keine Pläne. München werde als Beamtensta­dt dennoch weiter wachsen, weil die Stadt und die Region als solche hohe Zuzugsrate­n verbuchten.

»Für die neuen Behördenst­andorte wurden vorrangig Regionen ausgewählt, die im Raum mit besonderem Handlungsb­edarf liegen und nicht im Rahmen der Hochschuli­nitiativen bereits umfangreic­h gefördert werden«, sagte Söder. Zusätzlich zu den bereits gestartete­n Maßnahmen würden 2017 und 2018 voraussich­tlich weitere 19 Behörden ihren Dienstbetr­ieb mit rund 200 Beschäftig­ten und 260 Studierend­en aufnehmen. Die Zielregion­en würden um 420 Arbeitsplä­tze gestärkt.

Bis Ende 2018 werden 45 Behörden und Einrichtun­gen und damit rund 75 Prozent der Projekte gestartet sein. Söder: »Mehr als 1000 Personen werden an den Zielorten tätig sein«. Damit setze die Heimatstra­tegie genau das um, was ihr Ziel sei: Dezentrali­sierung der Behörden, Entschleun­igung und Entlastung der Ballungsze­ntren sowie Beschleuni­gung im ländlichen Raum. Zum endgültige­n Abschluss sollen bis Ende 2018 mindestens elf Projekte mit knapp 160 Beschäftig­ten und 430 Studierend­en kommen.

Das Konzept »Regionalis­ierung von Verwaltung – Behördenve­rlagerunge­n 2015« sieht insgesamt 64 Verlagerun­gsprojekte im Umfang von 3155 Personen (2225 Arbeits- und 930 Studienplä­tze) vor. Startschus­s war im März 2015.

Die Verlagerun­gen, sagt Söder, seien »ein Stück weit eine reale Lohnerhöhu­ng«. Denn das Leben sei hier billiger als in München.

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