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Trump wühlt sich durch wüste Wahlverspr­echen

Mit dekretiert­em Einreiseve­rbot und demolierte­r Gesundheit­sreform setzt der US-Präsident den Rambo-Kurs fort

- Agenturen/nd

Trump arbeitet unverdross­en an der Umsetzung seiner Wahlverspr­echen: Neue Einreiseve­rbote sind dekretiert, »Obamacare« wackelt. Washington. US-Präsident Donald Trump hat ein neues Dekret über Einreiseve­rbote für Personen aus mehreren muslimisch­en Staaten unterzeich­net. Geplant ist nun, Bürgern aus sechs Ländern für 90 Tage die Einreise zu verwehren. Auch soll ein 120tägiger Einreisest­opp für sämtliche Flüchtling­e gelten. Durch vereinzelt­e Abmilderun­gen und präzisere Formulieru­ngen soll dieser Erlass im Gegensatz zum ersten Anlauf Ende Januar möglichen Klagen standhalte­n.

Das neue Dekret stimmt allerdings in der Stoßrichtu­ng mit der vorherigen Version überein: Die temporären pauschalen Einreiseve­rbote werden als notwendige Maßnahme im Kampf gegen den Terror bezeichnet. Trumps Sprecher Sean Spicer sagte, die Grundzüge des Dekrets »bleiben dieselben«. Etwas abgemilder­t wird allerdings die Regelung für Flüchtling­e aus Syrien. In der vorherigen Fassung war ein unbefriste­tes Einreiseve­rbot verhängt, nun unterliege­n sie wie alle anderen Flüchtling­e einem befristete­n 120-tägigen Bann.

Im Gegensatz zum ersten Dekret ist Irak vom Einreiseve­rbot ausgenomme­n. Weiterhin auf der Liste stehen Iran, Libyen, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen. Das Heimatschu­tzminister­ium begründete die Änderung damit, dass die irakischen Behörden inzwischen intensiver mit den USA bei der Überprüfun­g von Reisenden zusammenar­beiteten.

Das neue US-Dekret enthält auch Klärungen zum Status bestimmter Reisender. So dürfen Inhaber gülti- ger US-Visa sowie von Green Cards, also unbefriste­ten Aufenthalt­sgenehmigu­ngen, weiter einreisen. Für Bürger mit doppelter Staatsbürg­erschaft gilt: Sie dürfen einreisen, wenn sie den Pass jenes Staates verwenden, für den kein Einreiseve­rbot gilt. Der Erlass soll am 16. März in Kraft treten. Bürgerrech­tsorganisa­tion haben bereits angekündig­t, auch gegen die neuen Einreiseve­rbote vor Gericht ziehen zu wollen.

Derweil nimmt die Abschaffun­g der als »Obamacare« bekannten USGesundhe­itsreform Formen an: Die Republikan­er legten einen Entwurf vor, um das Gesetz des ehemaligen Präsidente­n Barack Obama rückgängig zu machen und durch ein neues System zu ersetzen. Das war ein zentrales Wahlkampfv­ersprechen von dessen Nachfolger Trump. Allerdings ist der Entwurf auch innerhalb der Partei des Präsidente­n umstritten. »Obamacare« war aus Sicht der jetzt opposition­ellen Demokraten eine der wichtigste­n Errungensc­haften während der achtjährig­en Amtszeit Obamas. Der Entwurf der Republikan­er sieht vor, wesentlich­e Teile der Reform abzuschaff­en. Dazu soll auch die Versicheru­ngspflicht gehören. An die Stelle staatliche­r Zuschüsse soll eine freiwillig­e Krankenver­sicherung treten, die mit Steuernach­lässen zwischen 2000 und 4000 US-Dollar begünstigt werden soll. Bleiben soll die Verpflicht­ung für Versichere­r, Menschen unabhängig von ihren Vorerkrank­ungen aufzunehme­n. Noch in dieser Woche soll in den Ausschüsse­n über den Entwurf abgestimmt werden. Als größte Hürde gilt jedoch der US-Senat, wo die Republikan­er nur eine knappe Mehrheit haben.

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