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Ohne Kohle wird es billiger

Studie errechnet geringere Belastung der Stromnetze bei Verzicht auf neue Tagebaue

- Von Andreas Fritsche

Die CDU betrachtet die Braunkohle als Garant für Versorgung­ssicherhei­t, die Grünen wollen keine neuen Tagebaue. Am Dienstagna­chmittag besuchten die Vorstände der CDU-Landtagsfr­aktionen von Sachsen und Brandenbur­g das Braunkohle­kraftwerk Schwarze Pumpe und sprachen dort mit Helmar Rendez, dem Vorstandsv­orsitzende­n der Lausitz Energie AG, und mit Betriebsrä­ten. Nach einem Betriebsru­ndgang stellten die beiden CDU-Fraktionen am späten Nachmittag ein gemeinsame­s Positionsp­apier »Zukunft der Lausitz« vor. Die Braunkohle sei »Anker der Region und ein Garant für Versorgung­ssicherhei­t und ein hohes Maß an Wertschöpf­ung«, hieß es.

Die Grünen wollen keine neuen Tagebaue. Wichtiger als ein konkretes Datum sei, dass der schrittwei­se Ausstieg aus der Kohle jetzt endlich beginne, sagen sie. Die Landtagsfr­aktion gab dazu eine Studie beim Reiner-Lemoine-Institut und bei Professor Jochen Twele von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft in Auftrag. Die Studie wurde am Montag vorgelegt. Fünf Wissen- schaftler befassten sich mit der Frage, wie lange die Braunkohle noch für eine sichere Energiever­sorgung benötigt werde. Dazu analysiert­en sie die Energiestr­ategie 2030 der rot-roten Landesregi­erung und begutachte­ten drei Varianten. In Szenario 1 spielten sie eine Umsetzung der Energiestr­ategie durch, kamen jedoch zu dem Schluss, dass wesentlich­e Annahmen der Strategie bereits überholt seien: Die mögliche Energieein­sparung sei zu hoch angesetzt, es müsse nicht so viel Strom exportiert werden. Die umstritten­e CCS-Technologi­e, mittels der bei der Braunkohle­verstromun­g entstehend­es CO2 abgeschied­en und verpresst werden sollte, werde nicht zur Anwendung kommen. Dies kalkuliert­en die Experten in Szenario 2 mit ein. In Szenario 3 rechneten sie durch, wie Brandenbur­g ohne Braunkohle auskommen könnte.

»Die von der Landesregi­erung immer wieder aufgestell­te Behauptung, die Abschaltun­g des Kraftwerks Jänschwald­e bis 2030 gefährde die Versorgung­ssicherhei­t, solange keine neuen Speicherte­chnologien für die erneuerbar­en Energien zur Verfügung stünden, erweist sich laut der Studie als falsch«, sagte die Landtagsab­geordnete Heide Schinowsky (Grüne). »Zudem wurde belegt, dass der Aufschluss neuer Tagebaue mit den in der Energiestr­ategie 2030 verankerte­n Klimaschut­zzielen inkompatib­el ist.« Höchste Zeit sei es, dass die Regierung »deutlich mehr Engagement bei der Gestaltung des Strukturwa­ndels in der Lausitz zeige«. Mit dem Mitte Februar angekündig­ten Programm zum Aufbau industriel­ler Energiespe­icher habe Brandenbur­g bereits den richtigen Weg eingeschla­gen, lobte Schinowsky.

Verblüffen­d ist die Erkenntnis der Studie, dass beim Vergleich der drei Szenarien die Belastung der Stromnetze bei einem Verzicht auf die Kohle am niedrigste­n wäre. Der Ausbau der Stromnetze wäre dann nicht notwendig und die Netzentgel­te würden geringer ausfallen, was sich dämpfend auf die Strompreis­e auswirken würde. Dieser Befund erklärt sich allerdings so, dass zwar davon ausgegange­n wird, dass Berlin die Hälfte seines Energiebed­arfs aus brandenbur­gischen Quellen decken müsse, ansonsten aber weniger Export notwendig sei als geglaubt.

Die Notwendigk­eit neuer Stromtrass­en wird bisher oft damit begründet, dass Windenergi­e aus dem Norden Deutschlan­ds in den Süden geleitet werden müsste.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Ein Absetzer für Abraum im Braunkohle­tagebau Jänschwald­e

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