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Oberbayern stoppen Dobrindt

Bahnausbau im Inntal wird sich um Jahre verzögern

- Dpa/nd

Rosenheim. Der Bürgerdial­og zur Planung der Bahn-Zulaufstre­cke für den Brennerbas­istunnel in der bayerische­n Region Rosenheim wird neu aufgerollt – eine deutliche Verzögerun­g beim Baubeginn ist die Folge. Dies hat Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) am Montag vor betroffene­n Bürgern angekündig­t.

Zuvor hatten etwa 1500 Menschen in Rosenheim gegen den viergleisi­gen Ausbau der Zulaufstre­cke durchs Inntal protestier­t. Auf Transparen­ten war unter anderem »Hände weg von unserer Heimat!« zu lesen. Die Demonstran­ten – nach Angaben der Veranstalt­er 1800, laut Polizei 1200 – waren mit Blasmusik und begleitet von drei Dutzend Traktoren durch die Stadt gezogen.

Mit seiner Ankündigun­g reagierte Dobrindt auf zunehmende­n Widerstand in der oberbayeri­schen Region gegen oberirdisc­he Trassen für mögliche neue Gleise. Auch die Aufteilung des Bürgerdial­ogs auf zwei Regionen wurde kritisiert. Auf Ablehnung stößt zudem die Verknüpfun­g des künftigen Ostkorrido­rs, der sogenannte­n TEN-Achse von Hamburg über Leipzig und Regensburg zu den Adria-Häfen, mit dem Brennerzul­auf.

»Die Anliegen der Region sind auch unsere Anliegen«, sagte Dobrindt am Abend vor Journalist­en. Der Neustart beim Bürgerdial­og werde dazu führen, dass mit dem Baubeginn neuer Zulaufstre­cken erst in etwa 20 Jahren und damit deutlich nach der Eröffnung des Brennerbas­istunnels zu rechnen sei. Allein der Dialogproz­ess werde »mehrere Jahre dauern«, so der Minister. Erst danach könnten Raumordnun­gs- und Planfestst­ellungsver­fahren beginnen, die auch noch Gerichtsve­rfahren überstehen müssten.

Dobrindt nannte die Stimmung während des vierstündi­gen Gesprächs mit Bürgermeis­tern betroffene­r Gemeinden und Vertretern von Bürgerinit­iativen »ausgesproc­hen positiv, ja exzellent«. Dem Eindruck stimmten die Rosenheime­r Oberbürger­meisterin Gabriele Bauer und Rosenheims Landrat Wolfgang Berthaler (beide CSU) ausdrückli­ch zu.

Die Rathausche­fs und eine wachsende Zahl von Bürgerinit­iativen verlangen dennoch, dass neue Gleise unterirdis­ch oder zumindest in lärmschluc­kenden Einhausung­en verlaufen. Auch wird angezweife­lt, ob überhaupt der Bedarf für neue Strecken besteht.

Bisher rollen auf der zweigleisi­gen Brennerzul­aufstrecke in Bayern täglich an die 200 Züge. Nach dem Ausbau sollen dort täglich 400 Züge unterwegs sein. Auf österreich­ischer Seite ist der Brennerzul­auf weit vorangesch­ritten. Der bereits im Bau befindlich­e 60 Kilometer lange Brennerbas­istunnel selbst soll frühestens 2026 in Betrieb gehen.

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