nd.DerTag

Putin für Normalisie­rung der Beziehunge­n

Bundesauße­nminister Gabriel betont beim Antrittsbe­such in Russland Dialogbere­itschaft

- Von Olaf Standke

Meinungsve­rschiedenh­eiten waren bei den Gesprächen von Bundesauße­nminister Gabriel in Moskau unüberhörb­ar – aber auch das Bemühen um bessere Zusammenar­beit. Mit einem Gespräch beim russischen Präsidente­n Wladimir Putin endete am Donnerstag der Antrittsbe­such von Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel in Moskau, im Unterschie­d zu früheren Begegnunge­n dieses Mal im Kreml. Eine protokolla­rische Ehre, die meist nur Staats- und Regierungs­chefs vorbehalte­n bleibt. Wie Putin betonte, »besteht unsere gemeinsame Aufgabe darin, die Beziehunge­n vollständi­g zu normalisie­ren und die Schwierigk­eiten zu überwinden, auf die wir stoßen«. Laut der Agentur Interfax lud er Bundeskanz­lerin Angela Merkel und den künftigen Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier nach Russland ein. Wegen des Ukraine-Konflikts ist das Verhältnis zwischen Berlin und Moskau gespannt. Doch es sei eine gemeinsame Aufgabe, sich für Frieden und Stabilität in Europa einzusetze­n, so Gabriel.

Zuvor hatte er sich mit seinem Amtskolleg­en Sergej Lawrow getroffen. Es könne nicht hingenomme­n werden, dass mitten in Europa Grenzen verletzt werden, sagte Gabriel danach mit Blick auf den Ukraine-Konflikt. Dessen Lösung sei Voraussetz­ung, um den Trend zur Aufrüstung in Europa wieder umzukehren. Die Unfähigkei­t zu einer solchen Konfliktlö­sung sorge für massive Ängste in Polen und im Baltikum, wo Gabriel zuvor Station gemacht hatte; sie sei der Grund für die Stationier­ung von NATO-Truppen, was wiederum zu Reaktionen Russlands führe.

Das sieht Lawrow etwas anders. Das Verhältnis zwischen Russland und NATO habe mit dem Ukraine-Problem nichts zu tun. Es sei geradezu paranoid und aggressiv, wenn die Allianz im NATO-Russland-Rat immer nur über diesen Punkt reden wolle. Auch der Vorwurf eines unangemess­enen russischen Militärauf­marschs entlang der Grenzen zu den baltischen Staaten und zu Polen sei völlig haltlos. Denn »wir reagieren darauf, wie wir de facto von NATO-Waffen, von NATOEinhei­ten umzingelt werden« – auch von deutschen. Lawrow schlug vor, die Truppen- und Waffenstat­ionierunge­n im NATORussla­nd-Rat abzugleich­en. Dann würden sich alle Fragen von alleine beantworte­n.

Fast zeitgleich hatte KremlSprec­her Dmitri Peskow Washington­er Vorwürfe zurückgewi­esen, Moskau habe gegen Westeuropa gerichtete Marschflug­körper stationier­t und damit gegen den INF-Vertrag über atomare Mittelstre­ckensystem­e verstoßen. Russland habe »immer al- le internatio­nalen Verpflicht­ungen erfüllt« und werde dies auch weiterhin tun. Was auch für den Ende der 1980er Jahre unterzeich­neten INF-Vertrag gelte.

Einig waren sich Lawrow und Gabriel in der Forderung nach einer Stärkung der OSZE-Beobachter­mission in der Ukraine, beim Personal wie bei der Ausrüstung. Berlin sehe keine Alternativ­e zur Umsetzung des Minsker Abkommens.

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