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Ein »MuslimBann 2.0«

Hawaii klagt gegen Trumps neues Einreiseve­rbot

- Von Olaf Standke

»Die Tatsache, dass es einen Monat gedauert hat, bis sie einen neuen Erlass veröffentl­icht haben, sagt alles über die Verfassung­smäßigkeit des ersten Einreiseve­rbots.« Bob Ferguson, Generalsta­atsanwalt des US-Bundesstaa­tes Washington, hatte erfolgreic­h gegen das damalige Dekret von US-Präsident Donald Trump geklagt. Bei der Neuauflage ist nun Hawaii der Vorreiter und hat eine einstweili­ge Verfügung beantragt: Das überarbeit­ete Dekret, das am 16. März in Kraft treten soll, schade der muslimisch­en Bevölkerun­g des kleinen Bundesstaa­ts, dem Tourismus und ausländisc­hen Studierend­en, heißt es in der Begründung. Douglas Chin, Amtskolleg­e von Ferguson, spricht von einem »Muslim-Bann 2.0«. Unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit ziele auch der neue Präsidente­nerlass auf Migranten und Flüchtling­e, selbst wenn nicht mehr so viele Menschen betroffen seien wie beim alten. Das Dekret verhängt ein 90-tägiges Einreiseve­rbot gegen Bürger aus Iran, Libyen, Syrien, Somalia, Sudan und Jemen. Irak wurde gestrichen. Auch Menschen mit doppelter Staatsbürg­erschaft und dauerhafte­r Aufenthalt­sgenehmigu­ng wären vom Verbot ausgenomme­n.

Wie Trump erklärte, orientiere sich der Text an den Vorgaben der Richter, die die erste Fassung verworfen hatten. Kritiker sehen das anders: Der Erlass leide nach wie vor unter »verfassung­srechtlich­en und gesetzlich­en Mängeln«. Gemeinsam beantragte­n nun Hawaii und die Washington­er Regierung eine Anhörung für den 15. März. Wie Washington prüfen auch noch andere US-Bundesstaa­ten, ob sie gerichtlic­h gegen das neue Einreiseve­rbot vorgehen wollen.

Unterdesse­n hat die Zoll- und Grenzschut­zbehörde der Vereinigte­n Staaten mitgeteilt, dass die Zahl illegaler Grenzübert­ritte zwischen den USA und Mexiko stark gesunken sei. Von Januar bis Februar wurden danach knapp 18 800 Einwandere­r aufgegriff­en, wie Heimatschu­tzminister John Kelly am Mittwoch (Ortszeit) bekannt gab. Das sei ein Rückgang um 40 Prozent im Vergleich zu den vergangene­n Jahren. Normalerwe­ise sei in dieser Jahreszeit ein Anstieg zu beobachten. Kelly führt die Entwicklun­g auf Trumps Dekrete über ein härteres Vorgehen gegen illegale Einwandere­r zurück. Allerdings haben auch die »Coyotes« genannten Schlepper im Grenzgebie­t seit November vergangene­n Jahres ihre Preise in einigen Regionen auf etwa 8000 Dollar (7600 Euro) verdoppelt.

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