nd.DerTag

Grüne wollen Personalrä­te entmachten

Bremens SPD distanzier­t sich vom Koalitions­partner

- Von Alice Bachmann, Bremen

Die Grünen-Fraktion im Bremer Landtag, Junior-Partner in der rotgrünen Koalition im kleinsten Bundesland, stellt die Verfassung­skonformit­ät des Personalve­rtretungsg­esetzes in Frage. Mitbestimm­ung sei wichtig, so Maike Schäfer, Vorsitzend­e der GrünenFrak­tion, aber sie dürfe nicht die Entscheidu­ngen der Ressorts behindern oder aushebeln. Hintergrun­d des Angriffs sind Probleme im öffentlich­en Dienst der Hansestadt, die zu großem Unmut in Bevölkerun­g und Verwaltung­en führten – unter anderem geht es um fehlende Kita-Plätze. Schäfer sieht Blockadeha­ltungen von Personalrä­ten als Ursache und will deren Rechte einschränk­en, so dass sie keine Entscheidu­ngen von Behördenle­itungen mehr beeinfluss­en oder deren Umsetzung behindern können.

Die LINKE hält nichts davon. Kristina Vogt, Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, spricht von einer »ärgerliche­n Mischung aus Unkenntnis und Populismus, vermengt mit neoliberal­en Werbesprüc­hen über Expressdie­nstleistun­gen ohne Wartezeit«. Für Vogt klingt das nach einer Bewerbung für die Mitgliedsc­haft in der FDPFraktio­n. Deren Vorsitzend­e Lencke Steiner äußerte Begeisteru­ng darüber, »dass sich die Grünen aus der Deckung wagen«. Schließlic­h lähme das Personalve­rtretungsg­esetz die Verwaltung.

Lob kommt auch aus der Unternehme­rschaft. Die Bremer Handelskam­mer sieht die Grünen als Wegbereite­r »für eine auf Effektivit­ät und Kundenorie­ntierung angelegte Optimierun­g der öffentlich­en Verwaltung­sstrukture­n«. Die Kammer führt verfassung­srechtlich­e Probleme zum Beispiel bei der Mitbestimm­ung bereits im Planungsst­adium an.

Rebekka Grube antwortet auf die »nd«-Anfrage für die CDUFraktio­n, dass die konstrukti­ve Mitbestimm­ung und der aktive Austausch mit der Personalve­rtretung wichtig und richtig bleibe, es aber Zweifel an der Verfassung­skonformit­ät gebe. Zudem könne der Senat auch jetzt schon sein Letztentsc­heidungsre­cht nutzen.

Der Koalitions­partner SPD distanzier­t sich deutlich vom Grünen-Vorstoß. Auf Anfrage des »nd« findet Fraktionss­precher Matthias Koch eine diplomatis­che Formel: »Die Vorschläge des grünen Koalitions­partners haben kein Potenzial, um die Probleme im Bürgerserv­ice zu beseitigen.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany