Der Adblocker war’s!
Es gibt viele (Verschwörungs-) Theorien, die den Wahlerfolg Donald Trumps zu erklären versuchen. Dank des Zeitungsver
legerverbandes NRW kann die Öffentlichkeit nun über eine weitere Möglichkeit diskutieren. Nein, es war nicht Putin, auch nicht die als Nachrichtenportal getarnte rechte Hetzwebsite Breitbart. Schuld sei der von immer mehr Internetnutzern installierte Adblocker. Das kleine Programm dient dazu, Werbung auf Websites auszublenden, was Verlage seit Jahren auf die Barrikaden bringt. Schließlich sind Anzeigen bisher bei den meisten Nachrichtenangeboten im Web eine der wichtigsten Einnahmequellen. Soweit die nüchterne Beschreibung der Situation.
Die NRW-Zeitungsverleger lehnen sich in ihrer Argumentation allerdings weit aus dem Fenster und behaupten, weil dank Adblocker »aufwendige Medieninhalte« immer schwerer zu finanzieren seien, erfolge die Meinungsbildung für die breite Masse »dann durch Blogger ohne journalistische Standards und soziale Netzwerke«. Erste Auswirkungen eines solchen Trends ließen sich bei den »letzten Wahlen in Großbritannien und den USA besichtigen«. Ob sich Trump-Wähler allein aufgrund des vorher selbst installierten Adblockers nicht mehr über Medienangebote, etwa der »New York Times« oder »Washington Post«, informierten, darf aber bezweifelt werden. Wahrscheinlich ist die Aversion gegen traditionelle Verlagshäuser komplizierter als die bloße Wut über Werbebanner. Auf Golem.de bezeichnet
Friedhelm Greis die Argumentation der Verleger deshalb als »schlechte Adblocker-Satire«, die allerdings einen ernsten Hintergrund habe: Die NRW-Verleger fordern von der Bundesregierung ein Verbot der meisten Werbeblocker. »Wenn es Probleme mit dem Geschäftsmodell gibt und die Gerichte beim soundsovielten Versuch nicht mitmachen, die unliebsame Konkurrenz auszuschalten, muss eben die Politik ran«, kritisiert Greis.
Richtig absurd wird es in jenen Fällen, in denen Verlagshäuser sich im Anzeigengeschäft selbst Konkurrenz machen. Mit dem Kauf von Anzeigenportalen wie Immonet.de oder Stepstone.de verdient Axel Springer inzwischen selbst Geld, das dann logischerweise von Anzeigenkunden statt im Print eben im Digitalen ausgegeben wird, wenn auch nicht auf der eigentlichen Nachrichtenplattform. Greis plädiert daher für eine Querfinanzierung von Journalismus durch Anzeigen innerhalb eines Verlages. Auf mobilegeeks.de berichtet
Carsten Dobschat davon, dass die Piratenfraktion im Düsseldorfer Landtag ein mögliches AdblockerVerbot verhindern will. Auch weist Dobschat auf eine Lücke hin, die die Verleger in ihre Forderungen eingebaut haben. Programme, die Werbung auf einer Website zwar ausblenden, aber im Hintergrund laden, sollen legal bleiben. »Alleine darauf kommt es offenbar an: Die Werbung soll gefälligst geladen und damit gezählt und vergütet werden, ob sie dann jemand anschaut oder nicht, ist doch egal. Ob die Werbekunden das auch so sehen?«