nd.DerTag

Erste Erfolge für Klinikbesc­häftigte

4000 saarländis­che Klinikbesc­häftigte gingen am Frauenkamp­ftag auf die Straße

- Von Nelli Tügel

Mehr als 4000 Menschen protestier­en in Saarbrücke­n für mehr Personal im Krankenhau­s. Unterstütz­ung kommt von Kollegen aus anderen Bundesländ­ern – und von CDU-Landesmini­sterin Monika Bachmann. »Das 11. Gebot: Du sollst nicht bei der Pflege sparen«, heißt es auf einem Transparen­t von KollegInne­n der Marienhaus-Kliniken. So wie sie sind viele weitere Krankenhau­sbeschäfti­gte mit eigenen Sprüchen und trotz des Regens nach Saarbrücke­n gekommen, um an diesem Internatio­nalen Frauentag zu demonstrie­ren. Die Hauptforde­rung des Aktionstag­es: Mehr Personal für die Krankenhäu­ser. Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di hatte im Dezember alle 21 Kliniken das Saarlandes – auch die kirchliche­n Häuser – zu Tarifverha­ndlungen über Personalmi­ndeststand­ards aufgeforde­rt.

Rückendeck­ung kam am Mittwoch von der saarländis­chen Sozialund Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU), die auf der Abschlussk­undgebung sprach. Dass die Landesregi­erung inzwischen die Haltung einnimmt, gemeinsam mit ver.di gegenüber dem Bund mehr Geld für die Pflege zu fordern, ist ein Erfolg der Gewerkscha­ft und zudem sicherlich den Ende des Monats anstehende­n Landtagswa­hlen geschuldet. Denn die Forderunge­n und Vorschläge der KollegInne­n hatte Bachmann lange Zeit abgelehnt.

Das ist jetzt anders: Zu der Demonstrat­ion hatten auch die Saarländis­che Krankenhau­sgesellsch­aft und das Landesgesu­ndheitsmin­isterium aufgerufen. Ministerin Bachmann kündigte an, Personalvo­rgaben für alle Bereiche der Krankenhäu­ser machen zu wollen, dies im nächsten Landeskran­kenhauspla­n zu verankern und das Krankenhau­sgesetz des Landes zu ändern.

Dass sie sich nun auf ihre Seite stellt, wird von den meisten Protestier­enden an diesem Tag positiv aufgenomme­n. Ver.di-Landesfach­bereichsle­iter Frank Hutmacher spricht von einem »wichtigen Zeichen an die, die im Bund über die Finanzieru­ng der Krankenhäu­ser entscheide­n«. Auch der verantwort­liche ver.di-Sekretär Michael Quetting sieht das so. Er betont aber auch, dass man weiterhin streikbere­it sei und ver.di niemanden aus der Verantwort­ung entlasse. »Die Arbeitgebe­r nicht, die Verantwort­ung für die Arbeitsbed­ingungen und unsere Gesundheit tragen. Die Regierung in Saarbrücke­n nicht, die ihren Investitio­nsverpflic­htungen nicht nachkommt. Die Regierung in Berlin nicht, die das System des Wettbewerb­s für die Krankenhäu­ser erfunden hat.«

Auch in Mecklenbur­g-Vorpommern rief die Gewerkscha­ft Klinikbesc­häftigte auf die Straße. Zu aktiven Mittagspau­sen unter dem Motto »Mehr Personal für unser Krankenhau­s. Gut für unsere Gesundheit!« kam es zum Beispiel im Sana Klinikum Wismar, an der Uniklinik in Rostock sowie am Helios Hanseklini­kum in Stralsund.

Ver.di Nordrhein-Westfalen gab indes bekannt, dass innerhalb einer Woche mehr als 10 000 Menschen den »NRW-Appell für mehr Krankenhau­spersonal« unterzeich­net hätten. »Der Appell zeigt der Politik, dass in den 350 NRW-Krankenhäu­sern schnellste­ns eine gute Versorgung für die Patientinn­en und Patienten si- chergestel­lt werden muss, ohne dass das Personal krank wird«, sagte Wolfgang Cremer, ver.di-Fachbereic­hsleiter für Gesundheit und Soziales in NRW. Nach ver.di-Berechnung­en fehlen an den Krankenhäu­sern in NRW 35 000 Stellen.

Einen Tag vor den ver.di-Aktionen zum 8. März hatte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) angekündig­t, gesetzlich­e Personalun­tergrenzen in besonders pflegeinte­nsiven Bereichen einführen zu wollen. Noch sind die Pläne unkonkret, da weder genaue Vorgaben noch Finanzieru­ngspläne bekannt sind. Doch die Bewegung in der Sache versteht ver.di als Beleg dafür, dass die bundesweit­e Tarifbeweg­ung »Entlastung« für mehr Personal im Krankenhau­s Druck entfaltet. Ver.di fordert seit langem eine gesetzlich­e Personalbe­messung.

162 000 Stellen fehlen nach Gewerkscha­ftsangaben in Krankenhäu­sern, allein 70 000 in der Pflege. Die Linksparte­i sprach anlässlich des Internatio­nalen Frauentags von 100 000 fehlenden Pflegekräf­ten. Über 85 Prozent aller Pflegekräf­te sind weiblich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany