nd.DerTag

Offen für Beliebigke­it

- Aert van Riel über die Wahlvorhab­en der Grünen

Immer mehr Grüne dürften sich fragen, ob die Urwahl eine gute Idee war. Seitdem sich die Mehrheit der Parteibasi­s für ein eher konservati­ves Spitzenduo entschiede­n hat, geht es nämlich in den Umfragen bergab. Mit Cem Özdemir und Katrin GöringEcka­rdt dürften sich lediglich die bürgerlich­en Unterstütz­er der Grünen identifizi­eren, linksalter­native Wählerschi­chten werden von ihnen hingegen abgeschrec­kt. So lässt sich auch der Umstand erklären, dass nicht wenige bisherige Sympathisa­nten der Grünen inzwischen die SPD und deren künftigen Kanzlerkan­didaten Martin Schulz für die bessere Alternativ­e halten.

Der nun von Göring-Eckardt und Özdemir präsentier­te Entwurf für ein Wahlprogra­mm zeigt, dass sie auch kleine Zugeständn­isse an den linken Flügel der Grünen machen müssen. Dabei herausgeko­mmen sind Kompromiss­e, die wenig konkret formuliert worden sind. Beispiele hierfür sind die Vermögenst­euer und die Ankündigun­g, gegen Kinderarmu­t vorgehen zu wollen. Eine Definition für den Begriff »Superreich­e«, welche die Steuer zahlen sollen, bleibt ebenso aus wie die genaue Höhe der notwendige­n Regelsätze für Kinder. Dass bei zentralen Themen wie diesen kein klarer Kurs erkennbar ist, liegt nicht nur an der Zerstritte­nheit der Grünen. Sie wollen zudem grundsätzl­ich in alle Richtungen offen bleiben und nur eine Koalition mit der AfD ausschließ­en. Diese Beliebigke­it kann letztlich zum Scheitern der Partei führen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany