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Außenpolit­ik trennt LINKE und Grüne

Im Programmen­twurf der Ökopartei finden sich trotzdem Anknüpfung­spunkte für Rot-Rot-Grün

- Von Aert van Riel

Die Grünen kündigen ebenso wie die SPD Korrekture­n an der Agenda 2010 an. Im Wahlkampf wollen sie sich aber vor allem auf ökologisch­e Themen konzentrie­ren. Cem Özdemir und Katrin GöringEcka­rdt sind grundsätzl­ich keine Freunde von Rot-Rot-Grün. Ihnen wird intern immer wieder nachgesagt, sich eher für eine Koalition mit der Union begeistern zu können. Wenn sie auf die LINKE angesproch­en werden, betont das Spitzenduo der Grünen, dass es nur einen Teil in der Partei gebe, mit dem sie sich eine Zusammenar­beit vorstellen können. Mit anderen Abgeordnet­en wie der Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t und der Außenpolit­ikerin Sevim Dagdelen streiten sie hingegen zuweilen.

Ein Beispiel hierfür waren die unterschie­dlichen Haltungen zum Konflikt in der Ukraine. Diese bleiben bestehen. Im nun von den Grünen präsentier­ten Entwurf für das Bundestags­wahlprogra­mm wird allein Moskau die Schuld für den Krieg gegeben. Dieser sei ausgebroch­en, »seitdem Russland Teile des Landes völkerrech­tswidrig annektiert hat«. Politiker der LINKEN hatten dagegen auch die Zentralreg­ierung in Kiew kritisiert. Zudem bekennen sich die Grünen in ihrem Programmen­twurf zur NATO. Dagegen will die LINKE das Militärbün­dnis durch ein »kollektive­s Sicherheit­ssystem unter Beteiligun­g Russlands« ersetzen.

Jenseits der Außenpolit­ik finden sich im Papier der Grünen allerdings auch mögliche Anknüpfung­spunkte für ein Mitte-Links-Bündnis. Die Grünen wollen etwa die Hartz-IVSanktion­en abschaffen. Zwar wird dieses Thema von den Spitzenkan­didaten im Wahlkampf nicht in den Vordergrun­d gestellt, Vertreter des linken Flügels haben sie aber dazu aufgeforde­rt, sich offensiver gegen die Verarmung von Hartz-IV-Betroffene­n einzusetze­n.

In der Umverteilu­ngspolitik gibt es Unterschie­de zwischen LINKEN und Grünen, was etwa den Umfang der Forderunge­n angeht, aber grundsätzl­ich bewegen sie sich mit der SPD in die gleiche Richtung. Die Ökopartei hat eine vage Absichtser­klärung in ihrem Programmen­twurf, die Vermögenst­euer wiederzube­leben. Zudem sollen kleine und mittlere Einkommen durch eine Erhöhung des Grundfreib­etrags entlastet und zur Gegenfinan­zierung der Spitzenste­uersatz oberhalb von 100 000 Euro an zu versteuern­dem SingleEink­ommen erhöht werden.

Die Grünen verspreche­n auch, gegen Kinderarmu­t vorgehen zu wollen. Die Regelsätze für Kinder sollen so hoch sein, dass sie auch für die Teilhabe an Bildung, Kultur und Mobilität reichen. Zudem sollen Kinder aus Familien mit niedrigem Einkom-

men und Alleinerzi­ehende eine bedarfsdec­kende Unterstütz­ung aus einer Hand erhalten – einen Kindergeld-Bonus. Des Weiteren wird eine Kindergrun­dsicherung gefordert, die die bisherige Förderung zu einer einheitlic­hen Leistung zusammenfa­sst.

Auch an der Umweltpoli­tik würde Rot-Rot-Grün nicht scheitern. Die Grünen wollen aus der Kohleenerg­ie aussteigen, die erneuerbar­en Energien ausbauen und auf die Elektromob­ilität umsteigen. Hinzu kommt ein Ende der industriel­len Massentier­haltung. Grundsätzl­ich werden diese Ziele auch von der Mehrheit der LINKEN verfolgt. Allerdings gibt es in der Partei zur Zukunft der Kohleenerg­ie ebenso wie in der SPD Differenze­n.

Die Spitze der Grünen will im Wahlkampf vor allem auf Ökologie setzen – eine Besinnung auf den Markenkern angesichts zuletzt schlechter Umfragewer­te. Es ist davon auszugehen, dass sie bei möglichen Koalitions­verhandlun­gen in diesem Bereich nur zu kleinen Abstrichen bereit sein werden.

In der Umverteilu­ngspolitik gibt es Unterschie­de zwischen LINKEN und Grünen, aber grundsätzl­ich bewegen sie sich mit der SPD in die gleiche Richtung.

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