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Brokkoli und Billigflüg­e

Erdogans Besuch bei Putin demonstrie­rt Vertrauen in Sachen Syrien und kippt Embargomaß­nahmen

- Dpa/nd

Vor kurzem herrschte noch offene Feindselig­keit zwischen Russland und der Türkei. Doch davon ist nichts mehr zu spüren, als Kremlchef Putin Präsident Erdogan in Moskau empfängt. Moskau. Mit einer Geste der Entspannun­g hat Russland den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan empfangen. Die Regierung in Moskau hob am Freitag Sanktionen gegen die Türkei teilweise auf. Kremlchef Wladimir Putin lobte die Zusammenar­beit mit Ankara im Syrienkonf­likt als vertrauens­voll und effektiv. Es ist Erdogans zweiter Besuch in Russland seit August 2016.

Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch das türkische Militär 2015 hatte zu einem Zerwürfnis zwischen Moskau und Ankara geführt. Seit Sommer 2016 stehen die Zeichen aber wieder auf Partnersch­aft. Russische Experten sagen, dass Erdogan auch wegen Spannungen mit dem Westen den Schultersc­hluss mit Moskau suche.

Im Syrienkrie­g treten Russland und die Türkei als Garantiemä­chte für eine Ende Dezember vermittelt­e Waffenruhe auf. Im Januar und Februar hatten sie in Kasachstan Gespräche zwischen Regierungs- und Opposition­svertreter­n vermittelt. Eine neue Runde soll kommenden Dienstag und Mittwoch beginnen, wieder im kasachisch­en Astana.

Einen so vertrauens­vollen Dialog Russlands mit der Türkei zu Syrien habe niemand zuvor erwartet, sagte Putin Agenturen zufolge. »Wir sind sehr froh, dass wir unsere Verbindung­en so schnell wiederhers­tellen können«, sagte er.

Erdogan betonte, dass vor allem die großen gemeinsame­n Energiepro­jekte gut vorankämen. Russland will die Gaspipelin­e Turkish Stream durch das Schwarze Meer und das Kernkraftw­erk Akkuyu im Süden der Türkei bauen. Über Turkish Stream will Russland Erdgas auch nach Südeuropa verkaufen.

Als Zeichen der Wiederannä­herung lockerte die russische Regierung ein Einfuhrver­bot für Obst und Gemüse. Unter anderem dürfen wieder Zwiebeln, Nelken, Blumenkohl und Brokkoli aus der Türkei nach Russland geliefert werden. In Kraft bleibt Berichten zufolge aber ein Importverb­ot für Tomaten, eines der wichtigste­n türkischen Exportprod­ukte. Mit dem Embargo hatte Russland 2016 auf den Abschuss des Militärjet­s reagiert. Auch Charterflü­ge in das bei Russen beliebte Reiseland wurden eingestell­t. Dies traf den Tourismus der Türkei hart. Erst nach Entschuldi­gung Erdogans im Juni 2016 normalisie­rte sich das Verhältnis wieder. Bereits im Oktober hatte Moskau das Embargo für einzelne Agrarerzeu­gnisse aufgehoben.

Die russische Billigairl­ine Pobeda kündigte an, dass sie von Freitag an Linienflüg­e in die Türkei anbiete. Die erste Maschine von Moskau in den Badeort Alanya solle am 21. April starten, teilte die Fluggesell­schaft Tass zufolge mit. Pobeda gehört zum staatlich kontrollie­rten russischen Marktführe­r Aeroflot.

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