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Angriffe auf Greifvogel-Horste nehmen zu

Mecklenbur­g-Vorpommern: Behördenve­rtreter und Naturschüt­zer sehen Zusammenha­ng mit Windparkpl­änen

- Dpa/nd

Schwerin. Schreiadle­r und Rotmilane stehen unter Schutz: Dennoch häufen sich die Attacken gegen die stattliche­n Greifvögel. Allein im Landkreis Greifswald-Vorpommern gehen die Behörden von mindestens 16 Fällen aus, bei denen in den letzten Jahren Schreiadle­r- und Rotmilan-Horste vorsätzlic­h zerstört wurden. »Wir haben Anzeige erstattet«, sagte Kreissprec­her Achim Froitzheim.

Seit einigen Monaten häufen sich Fälle von abgesägten Bäumen oder zerstörten Horsten. Auch im Kreis Ludwigslus­t-Parchim wurde Ende 2016 ein solcher Vorfall bekannt. Dort war eine Kiefer mit dem Horst eines Rotmilans in einem potenziell­en Windeignun­gsgebiet abgesägt worden. In Nordwestme­cklenburg war unter anderem eine Esche in Nähe eines Windeignun­gsgebietes gefällt worden.

Der Landkreis Vorpommern­Greifswald vermutet, dass hinter den mutwillige­n Zerstörung­en Profiteure des Windkrafta­usbaus stecken könnten – wie Landeigent­ümer, denen hohe Pachteinna­hmen winken. »Alle zerstörten Horste befanden sich in potenziell­en Windkrafte­ignungsgeb­ieten«, sagte Kreissprec­her Froitzheim. Das könne kein Zufall sein.

Der Naturschut­zbund Nabu ist ebenfalls alarmiert, auch wenn bis- lang ein Beweis für einen Zusammenha­ng fehlt. »Schreiadle­r und Rotmilane sind windparkre­levante Arten«, sagte der Nabu-Experte Ulf Bähker. Der Verdacht, dass ein Zusammenha­ng besteht, liege nahe. Er warnte davor, Klimaschut­z gegen Naturschut­z auszuspiel­en. »Wenn es keinen ausreichen­den Raum für weitere Windkrafta­nlagen gibt, dann muss man sagen, dass das Gebiet nicht geeignet ist«, sagte Bähker.

Nach Angaben des Nabu liegen die Standards bei den Abständen zwischen Horsten und Windkrafta­nlagen in Mecklenbur­g-Vorpommern unter denen, die bundesweit von Experten empfohlen werden. Die Länderar- beitsgemei­nschaft der Vogelschut­zwarten hat in ihrem »Helgolände­r Papier« Mindestabs­tände von Windkrafta­nlage von sechs Kilometern zu Schreiadle­r-Horsten und 1,5 Kilometern zu Rotmilan-Horsten empfohlen. In Mecklenbur­g-Vorpommern betragen die Abstände drei beziehungs­weise einen Kilometer. Dies sei ein »Heruntersc­hrauben von Anforderun­gen«, sagte Bähker.

Das Energiemin­isterium, das einen weiteren Ausbau der Windkraft in Mecklenbur­g-Vorpommern proklamier­t, distanzier­te sich von kriminelle­n Aktionen, die im Zusammenha­ng mit dem Bau von Windkrafta­nlagen stehen könnten.

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