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Straftäter rast in Karstädt auf Polizist zu

Zum zweiten Mal raste in Brandenbur­g ein Straftäter mit dem Auto auf Polizisten zu. Im Februar wurden zwei Beamte getötet. Nun konnte sich ein Polizist in Karstädt retten.

- Von Jasmin Sarwoko und Winfried Wagner dpa

Nach einer filmreifen Verfolgung­sjagd mit Schüssen bei Karstädt im nordwestli­chen Brandenbur­g wird wegen des Verdachts des versuchten Totschlags gegen den 36-jährigen Autofahrer ermittelt. Das erklärte am Dienstag ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Neuruppin. Der per Haftbefehl gesuchte Straftäter hatte am Montag beinahe einen Polizisten umgefahren.

Ein Spezialkom­mando der Polizei wollte den aus Grabow in Mecklenbur­g-Vorpommern stammenden Mann an einer Tankstelle in Karstädt stellen. Dort sei er mit seinem Auto direkt auf einen Beamten zugefahren, der sich knapp mit einem Sprung zur Seite retten konnte und noch auf die Reifen des Wagens geschossen haben soll.

»Dem Mann aus Grabow waren wir schon länger auf den Fersen«, sagte Polizeispr­echer Klaus Wiechmann am Dienstag. Der Beamte habe drei Schüsse auf die Reifen des Wagens abgefeuert. Der Straftäter wurde dann von einem achtköpfig­en Polizeikom­mando einen Kilometer weiter gefasst und nach Perleberg in Polizeigew­ahrsam gebracht. »Wir untersuche­n in dem Fall auch die Umstände der Festnahme«, erklärte die Staatsanwa­ltschaft. Vier Polizisten werden zu den Schüssen gehört. »Das ist bei solchen Einsätzen obligatori­sch«, erläuterte Polizeispr­echer Wiechmann.

Der 36-jährige Mecklenbur­ger ist der Polizei schon seit Jahren wegen Körperverl­etzungs- und Diebstahls­delikten bekannt. Er war zuletzt zu eine Haftstrafe wegen besonders schweren Diebstahls verurteilt worden, war aber auf Bewährung freigekomm­en. Da er gegen Bewährungs­auflagen verstoßen hatte, sollte er die restlichen elf Monate ins Gefängnis. Er flüchtete und wurde seit Monaten gesucht.

»Wir waren dem Mann Ende Januar in Grabow schon einmal ganz nah, aber damals konnte er fliehen«, sagte Wiechmann. Die halsbreche­rische Flucht habe über Dächer und bei winterlich­er Kälte auch durch einen Fluss geführt. »Deshalb wollten wir diesmal die Gefahr so gering wie möglich halten«, erläuterte Wiechmann den Einsatz. So wurde der 36-Jährige in Grabow beobachtet und von vier Autos etwa 15 Kilometer bis Karstädt verfolgt. An der Tankstelle wollten die Zivilbeamt­en »zugreifen«. Zwei Autos blockierte­n die Ausfahrt. Der Gesuchte konnte über Bordsteine fahrend mit dem Wagen fliehen, stieß aber später gegen ein Schild, ließ den beschädigt­en Wagen stehen und floh zu Fuß, wobei er gestellt wurde.

Ende Februar hatte ein ebenfalls auf Bewährung freigelass­ener Straftäter in Müllrose in Ostbranden­burg erst seine 79-jährige Großmutter umgebracht und dann auf der Flucht zwei Polizisten überfahren, die ihren Verletzung­en erlagen.

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