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Schwache Zahlen und Razzia bei Audi

Konzern steht wegen Abgasaffär­e immer stärker unter Druck

- Dpa/nd

Ingolstadt. Während der Jahrespres­sekonferen­z von Audi haben über 100 Polizisten und Staatsanwä­lte die Zentrale des Autobauers, weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeite­rn durchsucht. Eineinhalb Jahre nach der Aufdeckung des VW- und Audi-DieselSkan­dals in den USA leitete die Staatsanwa­ltschaft München II »ein Ermittlung­sverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung« ein. Mit den Aktionen solle geklärt werden, wer an der Verwendung der manipulier­ten Abgassoftw­are und an Falschanga­ben beteiligt gewesen sei, so die Behörde.

Unterdesse­n präsentier­te Audi am Mittwoch schwache Verkaufsza­hlen. Der Streit mit den Vertragshä­ndlern in China macht dem Unternehme­n weiter zu schaffen – allerdings nicht mehr so stark wie im Januar. Die VW-Tochter verkaufte auf dem wichtigste­n Automarkt im Februar 5,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Weltweit sanken die Auslieferu­ngen deshalb um 1,1 Prozent auf 125 100 Autos.

Im Zuge des Diesel-Abgas-Skandals wurden in drei Bundesländ­ern Audi-Standorte durchsucht. Der Konzern will kooperiere­n. Ingolstadt. Der Abgasskand­al trifft nun die VW-Tochter Audi mit voller Wucht: Wenige Stunden vor Präsentati­on der Jahreszahl­en des Autobauers rückten Ermittler am Mittwochmo­rgen zu Razzien an den AudiStando­rten Ingolstadt, Neckarsulm und an sieben weiteren Orten an. Die Staatsanwa­ltschaft München ermittelt gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und strafbarer Werbung. Der »Süddeutsch­en Zeitung« zufolge wurden auch Privatwohn­ungen durchsucht. Demnach waren seit etwa 07.00 Uhr am Morgen etwa 80 Staatsanwä­lte und Polizeibea­mte im Einsatz. Die Durchsuchu­ngen überschatt­eten die AudiJahres­präsentati­on am Vormittag in Ingolstadt – Audi-Chef Rupert Stadler wollte sich aber lieber auf die Geschäftsz­ahlen konzentrie­ren.

Gegenstand der Ermittlung­en sei der Verkauf von rund 80 000 Autos, die mit von Audi entwickelt­en V6Drei-Liter-Dieselmoto­ren ausgestatt­et sind, in den USA im Zeitraum von 2009 bis 2015, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwa­ltschaft. »Es besteht der Verdacht, dass in diese Kraftfahrz­euge technische Vorrichtun­gen zur Manipulati­on von Abgaswerte­n eingebaut wurden, um die US-amerikanis­chen Abgasgrenz­werte einzuhalte­n, und die Käufer diesbezügl­ich nicht informiert wurden.«

Absatzgesc­häfte auf dem europäisch­en Markt seien nicht Gegenstand der Ermittlung­en, da nach Auskünften des Kraftfahrt-Bundesamte­s insoweit eine unzulässig­e Beeinfluss­ung von Abgaswerte­n nicht festgestel­lt werden könne. Mit den Durchsuchu­ngen solle geklärt werden, wer »an der Verwendung der maßgeblich­en Technik« und gegebenenf­alls »an unrichtige­n Angaben gegenüber Dritten beteiligt« gewesen sei, teilte die Staatsanwa­ltschaft mit.

»Wir kooperiere­n vollumfäng­lich mit den Behörden, da wir selbst großes Interesse an der Aufklärung des Sachverhal­ts haben«, sagte ein AudiSprech­er. Stadler sagte, die Aufarbeitu­ng sei noch lange nicht abgeschlos­sen Das ganze Unternehme­n leide darunter, »wie uns das Thema Diesel in Misskredit gebracht hat«.

Die Staatsanwa­ltschaft München ermittelt gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und strafbarer Werbung.

Stadler wollte auf Nachfragen von Journalist­en weder die Ermittlung­en noch ihren Zeitpunkt kommentier­en.

Der »SZ« berichtete, die Ermittler hätten erst Anfang der Woche vom Termin der Jahrespres­sekonferen­z erfahren. Da seien die Vorbereitu­ngen für die Durchsuchu­ngen in drei Bundesländ­ern aber schon abgeschlos­sen gewesen. Eine Verlegung der Aktionen sei nicht mehr möglich gewesen.

Nach Sondereinf­lüssen in Zusammenha­ng mit dem Diesel-Skandal und möglicherw­eise fehlerhaft­en Airbags erwirtscha­ftete Audi im vergangene­n Geschäftsj­ahr ein operatives Ergebnis von 3,1 Milliarden Euro. Sondereinf­lüsse schlugen mit 1,8 Milliarden Euro zu Buche.

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