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»Skrupellos­er« Waffenexpo­rt

Berlin genehmigt erneut Rüstung für Saudi-Arabien

- Von Olaf Standke

Die zuständige Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries hat den Stafelstab ihres Vorgängers Sigmar Gabriel auch auf diesem Feld aufgenomme­n und führt die verheerend­e Rüstungsex­portpoliti­k Richtung Saudi-Arabien nahtlos fort. Ungeachtet der tiefen Verstricku­ng Riads in den Jemen-Krieg und massiver Menschenre­chtsverlet­zungen in der autokratis­chen Öl-Monarchie wurden jetzt weitere Waffenlief­erungen abgenickt.

In Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des sunnitisch­en Präsidente­n Abd Rabbo Mansur Hadi gegen schiitisch­e Huthi-Rebellen. Seit März 2015 fliegt ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbün­dnis Luftangrif­fe gegen die Aufständis­chen. In dem Konflikt wurden nach UNAngaben bereits 7700 Menschen getötet und über 42 000 weitere verletzt. Trotzdem hat die Bundesregi­erung den Export zweier Patrouille­nboote und moderner Technik für die Radar-Überwachun­g genehmigt. Insgesamt ist die Lieferung von 48 Booten der Lürssen-Werft geplant.

Begründet werden diese auch internatio­nal kritisiert­en Rüstungsex­porte in ein Spannungsg­ebiet mit Riads Rolle als enger Verbündete­r des Westens im AntiTerror-Kampf und strategisc­her Partner in der Golfregion. Nach Analysen des Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stituts SIPRI war Saudi-Arabien zwischen 2012 und 2016 der weltweit zweitgrößt­e Waffenimpo­rteur mit einem Anstieg von 212 Prozent gegenüber der Periode zuvor.

Der Linken-Vorsitzend­e Bernd Riexinger wirft der Bundesregi­erung »Skrupellos­igkeit« und »menschenve­rachtende Geschäfte« vor. Zumal der Bundessich­erheitsrat, dem neben Kanzlerin Angela Merkel mehrere Minister angehören, auch den Export von 330 Raketen für den Luftkampf und 30 Zielsuchkö­pfen des Hersteller­s Diehl nach Ägypten genehmigt haben soll. Rheinmetal­l darf Teile für ein Gefechtsüb­ungszentru­m in die Vereinigte­n Arabischen Emirate liefern.

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