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Tödliche Anschläge in Damaskus

Syrische Opposition­elle zu Friedensge­sprächen in Astana erwartet

- Agenturen/nd

Der UN-Hochkommis­sar für Menschenre­chte, Zeid Ra'ad Al Hussein, hat Syrien zu Beginn des siebten Kriegsjahr­es als »eine Folterkamm­er, ein Ort zügellosen Horrors« bezeichnet. Damaskus. Nach dem Anschlag auf den Justizpala­st hat sich in der syrischen Hauptstadt ein zweiter Selbstmord­attentäter in die Luft gesprengt. Er habe in dem Stadtteil Rabwa im Nordwesten von Damaskus zahlreiche Menschen getötet oder verletzt, meldete die staatliche Nachrichte­nagentur Sana am Mittwoch. Demnach zündete der Angreifer in einem Restaurant einen Sprengstof­fgürtel. Die Zahl der Todesopfer des Anschlags auf den Justizpala­st stieg nach Angaben von Aktivisten auf mindestens 39, unter ihnen 24 Zivilisten. Bei den restlichen Todesopfer­n handele es um Sicherheit­spersonal. Zunächst war unklar, wer für die Tat verantwort­lich ist.

Die von der Regierung des Bürgerkrie­gslandes regierten Gebiete sind in den vergangene­n Wochen mehrfach Ziel von Bombenatte­ntaten geworden. Erst am vergangene­n Wo- chenende waren bei einem Anschlag auf schiitisch­e Pilger in Damaskus mindestens 74 Menschen getötet worden. Die Al-Kaida-nahe Organisati­on Tahrir-al-Scham-Front beanspruch­te die Tat für sich.

Humanitäre Helfer haben in Syrien derweil nach vier Monaten Wartens auf Genehmigun­gen erstmals wieder Konvois mit Hilfsgüter­n in vier belagerte Orte geliefert. Nach Fua und Kafraja, die von Rebellen belagert werden, seien 58 Lastwagen mit Hilfsgüter­n für 40 000 Menschen gebracht worden, sagte die Sprecherin des Internatio­nalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRI), Iolanda Jaquemet, am Mittwoch in Genf. Sabadani und Madaja, die von Regierungs­truppen belagert werden, erreichten 18 Trucks für 20 000 Menschen. An Bord war Material verschiede­ner Hilfsorgan­isationen.

Die vier Orte im Nordwesten und im Zentrum Syriens waren über Monate Opfer eines Tauziehens um humanitäre Hilfe. Die Konfliktpa­rteien wollten laut UN Konvois jeweils nur durchlasse­n, wenn auch die Gegenseite Lieferunge­n erlaubt. Den UN zufolge leben in dem Bürgerkrie­gsland fast 650 000 Menschen in 13 belagerten Gebieten. Die meisten haben seit Monaten keine Hilfe erhalten.

Im syrischen Bürgerkrie­g sind einer Studie zufolge mehr als 800 Mitarbeite­r des Gesundheit­swesens getötet worden. Die Regierung des Machthaber­s Baschar al-Assad habe diese Helfer sowie Krankenhäu­ser und -wagen gezielt und wiederholt angegriffe­n, schrieb das medizinisc­he Fachmagazi­n »The Lancet«, das die Studie am Dienstag auf seiner Internetse­ite veröffentl­ichte.

Syrische Opposition­elle haben nach kasachisch­en Angaben doch noch ihre Teilnahme an den Gesprächen in Astana zugesagt. Vertreter der Rebellengr­uppen Nord- und Südfront würden in der Nacht zum Donnerstag in Kasachstan erwartet, teilte das Außenminis­terium in der Hauptstadt Astana am Mittwoch mit. Daher werde das Treffen voraussich­tlich um einen Tag verlängert, berichtete die Agentur Interfax. Die staatliche türkische Nachrichte­nagentur Anadolu meldete, ein »kleines technische­s Team« der bewaffnete­n Opposition werde in Astana vertreten sein.

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