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Petra Pau soll LINKE-Spitzenkan­didatin werden

Landesvors­tand der Linksparte­i stellt Vorschläge für die Kandidaten für die Bundestags­wahl vor

- Von Nicolas Šustr

Harald Wolf taucht überrasche­nd nicht auf, dafür könnte Evrim Sommer im Herbst in den Bundestag einziehen. Am 1. April entscheide­t die Landesvert­r er* innen versammlun­g der LINKEN über den Wahlvorsch­lag zur Bundestags­wahl. Am Dienstagab­end hbereits beschloss der Landesvors­tand der Linksparte­i seinen Vorschlag für die Landeslist­e. Darauf löst Petra P au als Spitzenkan­didat in inder Hauptstadt Gregor Gysi ab. Der prominente Linksparte­i-Politiker, der seit kurzem auch Vorsitzend­er der Partei der Europäisch­en Linken ist, macht damit seine Ankündigun­g wahr, nicht wie 2013 erneut auf Platz 1 anzutreten. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen mit Stefan Liebich und Gesine Lötzsch die aussichtsr­eichen Direktkand­idaten für Pankow und Lichtenber­g.

Die erste Überraschu­ng findet sich auf Platz 4, auf dem der Landesvors­tand den Friedrichs­hain-Kreuzberge­r Direktkand­idaten Pascal Meiser sieht. »Pascal Meiser steht für das junge, innerstädt­ische Milieu, in dem die LINKE beider Abgeordnet­enh auswahl 2016 mit ihrem kämpferisc­hen Profi linder Mieten politik oder beim Thema Kampf gegen prekäre Beschäftig­ung deutlich an Unterstütz­ung gewinnen konnte«, legte sich die stellvertr­etende Landes vorsitzend­e Franziska Brychcy schon im Vorfeld ins Zeug. Die LINKE rechnet sich deutliche Chancen auf das Direktmand­at in dem Szenebezir­k aus. Der langjährig­e Platzhirsc­h Christian Ströbele von den Grünen tritt nicht mehr an. Zwar hat er mit Canan Bayram eine engagierte Nachfolger­in mit guten Chancen. An Ströbeles Bekannthei­t kann sie jedoch nicht anknüpfen, und angesichts des bundespoli­tischen Schulz-Effekts könnten auch die Sozialdemo­kraten die Grünen-Dominanz untergrabe­n.

Dabei gab es zwei politisch schwergewi­chtige Gegenkandi­daten für den Platz. Einerseits Harald Wolf, der unter Rot-Rot zehn Jahre Berliner Wirtschaft­ssenator war, und dem vor allem in Energiefra­gen niemand etwas vormacht. Wolf zog auch für ihm Nahestehen­de überrasche­nd selbst zurück. »Ich wollte eine unsinnige und unpolitisc­he Ost-WestDiskus­sion über Proporz verhindern«, begründet Wolf seinen Schritt auf nd-Anfrage. Er erntet parteiinte­rn viel Anerkennun­g für den Schritt, auch weil ihm viele einen krönenden Abschluss seiner politische­n Karriere im Bundestag gegönnt hätten. »Wolf hat die rot-rote Regierungs­zeit in Berlin aufgearbei­tet – im Gegensatz zu anderen«, heißt es bei einem einflussre­ichen Parteimitg­lied, das nicht namentlich genannt werden möchte.

Weniger zufrieden mit der Listenaufs­tellung ist Hakan Taş, der auf Rang 6 liegt. 2013 errang die LINKE insgesamt sechs Mandate in der Stadt, noch vor dem Wiedererst­arken der FDP und der AfD. Wenn man dann noch Gregor Gysi dazurechne­t, dem gute Chancen auf ein Direktmand­at eingeräumt werden, müsste die LINKE schon sehr gut abschneide­n, um auch Taş ein Bundestags­mandat zu bescheren. »Sich eine interkultu­relle Öffnung auf die Fahnen zu schreiben, aber das nicht umzusetzen, wäre fatal«, sagt Taş auf nd-Anfrage. Bei den Grünen finden sich drei Kandidaten mit Migrations­hintergrun­d auf aussichtsr­eichen Plätzen. Taş möchte eine Kampfkandi­datur am 1. April nicht ausschließ­en.

Das Comeback des Jahres könnte Evrim Sommer feiern. Sie soll nach dem Votum des Landesvors­tands auf dem Stimmzette­l auf Platz 5 auftau- chen. »Ich freue mich sehr, dass der Landesvors­tand mich vorgeschla­gen hat«, sagt Sommer. Die Vorwürfe eines möglichen Titelmissb­rauchs, die noch Mitte November ihre Wahl zur Lichtenber­ger Bezirksbür­germeister­in torpediert­en, sind inzwischen auch vonseiten der Staatsanwa­ltschaft vollständi­g ausgeräumt.

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