Petra Pau soll LINKE-Spitzenkandidatin werden
Landesvorstand der Linkspartei stellt Vorschläge für die Kandidaten für die Bundestagswahl vor
Harald Wolf taucht überraschend nicht auf, dafür könnte Evrim Sommer im Herbst in den Bundestag einziehen. Am 1. April entscheidet die Landesvertr er* innen versammlung der LINKEN über den Wahlvorschlag zur Bundestagswahl. Am Dienstagabend hbereits beschloss der Landesvorstand der Linkspartei seinen Vorschlag für die Landesliste. Darauf löst Petra P au als Spitzenkandidat in inder Hauptstadt Gregor Gysi ab. Der prominente Linkspartei-Politiker, der seit kurzem auch Vorsitzender der Partei der Europäischen Linken ist, macht damit seine Ankündigung wahr, nicht wie 2013 erneut auf Platz 1 anzutreten. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen mit Stefan Liebich und Gesine Lötzsch die aussichtsreichen Direktkandidaten für Pankow und Lichtenberg.
Die erste Überraschung findet sich auf Platz 4, auf dem der Landesvorstand den Friedrichshain-Kreuzberger Direktkandidaten Pascal Meiser sieht. »Pascal Meiser steht für das junge, innerstädtische Milieu, in dem die LINKE beider Abgeordnetenh auswahl 2016 mit ihrem kämpferischen Profi linder Mieten politik oder beim Thema Kampf gegen prekäre Beschäftigung deutlich an Unterstützung gewinnen konnte«, legte sich die stellvertretende Landes vorsitzende Franziska Brychcy schon im Vorfeld ins Zeug. Die LINKE rechnet sich deutliche Chancen auf das Direktmandat in dem Szenebezirk aus. Der langjährige Platzhirsch Christian Ströbele von den Grünen tritt nicht mehr an. Zwar hat er mit Canan Bayram eine engagierte Nachfolgerin mit guten Chancen. An Ströbeles Bekanntheit kann sie jedoch nicht anknüpfen, und angesichts des bundespolitischen Schulz-Effekts könnten auch die Sozialdemokraten die Grünen-Dominanz untergraben.
Dabei gab es zwei politisch schwergewichtige Gegenkandidaten für den Platz. Einerseits Harald Wolf, der unter Rot-Rot zehn Jahre Berliner Wirtschaftssenator war, und dem vor allem in Energiefragen niemand etwas vormacht. Wolf zog auch für ihm Nahestehende überraschend selbst zurück. »Ich wollte eine unsinnige und unpolitische Ost-WestDiskussion über Proporz verhindern«, begründet Wolf seinen Schritt auf nd-Anfrage. Er erntet parteiintern viel Anerkennung für den Schritt, auch weil ihm viele einen krönenden Abschluss seiner politischen Karriere im Bundestag gegönnt hätten. »Wolf hat die rot-rote Regierungszeit in Berlin aufgearbeitet – im Gegensatz zu anderen«, heißt es bei einem einflussreichen Parteimitglied, das nicht namentlich genannt werden möchte.
Weniger zufrieden mit der Listenaufstellung ist Hakan Taş, der auf Rang 6 liegt. 2013 errang die LINKE insgesamt sechs Mandate in der Stadt, noch vor dem Wiedererstarken der FDP und der AfD. Wenn man dann noch Gregor Gysi dazurechnet, dem gute Chancen auf ein Direktmandat eingeräumt werden, müsste die LINKE schon sehr gut abschneiden, um auch Taş ein Bundestagsmandat zu bescheren. »Sich eine interkulturelle Öffnung auf die Fahnen zu schreiben, aber das nicht umzusetzen, wäre fatal«, sagt Taş auf nd-Anfrage. Bei den Grünen finden sich drei Kandidaten mit Migrationshintergrund auf aussichtsreichen Plätzen. Taş möchte eine Kampfkandidatur am 1. April nicht ausschließen.
Das Comeback des Jahres könnte Evrim Sommer feiern. Sie soll nach dem Votum des Landesvorstands auf dem Stimmzettel auf Platz 5 auftau- chen. »Ich freue mich sehr, dass der Landesvorstand mich vorgeschlagen hat«, sagt Sommer. Die Vorwürfe eines möglichen Titelmissbrauchs, die noch Mitte November ihre Wahl zur Lichtenberger Bezirksbürgermeisterin torpedierten, sind inzwischen auch vonseiten der Staatsanwaltschaft vollständig ausgeräumt.