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Windradbau­er kämpfen um ihre Jobs

Das Werk von Senvion in Trampe soll geschlosse­n werden, mehr als 200 Menschen protestier­ten dagegen

- Von Georg-Stefan Russew dpa

Was wird aus den bis zu 200 Mitarbeite­rn der Senvion-Niederlass­ung in Trampe und der Serviceges­ellschaft in Eberswalde? Von dem schnellen Aus für das Werk wurde die Belegschaf­t überrumpel­t. Auf einer Betriebsve­rsammlung vor den Toren des Windkrafta­nlagenwerk­s von Senvion in Trampe (Barnim) haben mehr als 200 Menschen gegen die Schließung­spläne der Unternehme­nsleitung demonstrie­rt. »Wir haben bis Ende 2017 volle Auftragsbü­cher. Für 2018 sind erste Anfragen da. Von Insolvenz kann also nicht die Rede sein«, erklärte der Tramper Betriebsra­tschef Thomas Rex. »Dennoch wollen sie uns vor die Tür setzen«, sagte er.

»Das werden wir uns nicht gefallen lassen«, unterstric­h der stellvertr­etende Konzern-Betriebsra­tschef Alan-Thomas Bruce. Er kündigte einen »harten Kampf« um jeden Arbeitspla­tz an. »Die wollen sparen, kommen zur Schließung­sverkündun­g aber per Hubschraub­er, lassen sich die 500 Meter vom Landplatz per Taxi zum Tramper Werk fahren. Das nenne ich den ersten Faustschla­g in Sachen Beschäftig­ten-Wertschätu­ng«, bemerkte Bruce bitter. »Die feinen Herren wollen die Produktion nach Polen und Portugal verlagern, damit noch mehr Rendite für den Senvion-Besitzer Centerbrid­ge herausspri­ngt.«

Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Albrecht Gerber (SPD) sicherte den Beschäftig­ten auf der Kundgebung seine Unterstütz­ung zu. »Mitbestimm­ung in Deutschlan­d geht anders«, sagte er. «Kämpfen lohnt sich!» Das habe er im Ringen um das Bahnwerk Eberswalde gesehen, das auch ge- schlossen werden sollte. Unter großen Kraftanstr­engungen konnte ein Verkauf an einen privaten Investor organisier­t und so der Standort doch noch gesichert werden. »Anders als bei der Bahn ist Senvion aber kein Staatsunte­rnehmen«, betonte der Minister. Daher könne er nichts verspreche­n.

Am Montag hatte Senvion in Hamburg überrasche­nd mitgeteilt, rund 730 Stellen in Deutschlan­d streichen zu wollen. Von den Schließung­splänen sind auch die Standorte Husum (Schleswig-Holstein) und Bremerhave­n betroffen. Die Konzernhol­ding begründete die Einschnitt­e mit Wettbewerb­s- und Preisdruck. Deshalb sollen Teile der Produktion verlagert und Standorte in Deutschlan­d aufgegeben werden.

Nach Angaben der Gewerkscha­ft IG Metall gibt es für das bedrohte Werk in Trampe keinen Plan B. Die 120 Mitarbeite­r sollen entlassen, der Maschinenp­ark soll weggebrach­t werden, sagte der Chef der IG Metall in Ostbranden­burg, Peter Ernsdorf, bereits am Dienstag. Zurückblei­ben solle eine leere Werkshalle. Das habe die Unternehme­nsleitung den Beschäftig­ten am Montag so mitgeteilt. Die Belegschaf­t und der Betriebsra­t seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. »Entspreche­nd gereizt ist jetzt die Stimmung«, unterstric­h Ernsdorf. Über einen möglichen Verkauf des Werks sei nicht gesprochen worden. Ähnlich düster sehe es für die 80 Beschäftig­ten einer Eberswalde­r Servicefir­ma aus. In Verhandlun­gen müssten jetzt die Themen Sozialplan sowie Transferge­sellschaft vordringli­ch behandelt werden, verlangte Ernsdorf. Vor zwei Jahren hatte ein US-Investment­fonds Senvion vom indischen Windenergi­ekonzern Sulzon übernommen.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Kundgebung in Trampe

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