Windradbauer kämpfen um ihre Jobs
Das Werk von Senvion in Trampe soll geschlossen werden, mehr als 200 Menschen protestierten dagegen
Was wird aus den bis zu 200 Mitarbeitern der Senvion-Niederlassung in Trampe und der Servicegesellschaft in Eberswalde? Von dem schnellen Aus für das Werk wurde die Belegschaft überrumpelt. Auf einer Betriebsversammlung vor den Toren des Windkraftanlagenwerks von Senvion in Trampe (Barnim) haben mehr als 200 Menschen gegen die Schließungspläne der Unternehmensleitung demonstriert. »Wir haben bis Ende 2017 volle Auftragsbücher. Für 2018 sind erste Anfragen da. Von Insolvenz kann also nicht die Rede sein«, erklärte der Tramper Betriebsratschef Thomas Rex. »Dennoch wollen sie uns vor die Tür setzen«, sagte er.
»Das werden wir uns nicht gefallen lassen«, unterstrich der stellvertretende Konzern-Betriebsratschef Alan-Thomas Bruce. Er kündigte einen »harten Kampf« um jeden Arbeitsplatz an. »Die wollen sparen, kommen zur Schließungsverkündung aber per Hubschrauber, lassen sich die 500 Meter vom Landplatz per Taxi zum Tramper Werk fahren. Das nenne ich den ersten Faustschlag in Sachen Beschäftigten-Wertschätung«, bemerkte Bruce bitter. »Die feinen Herren wollen die Produktion nach Polen und Portugal verlagern, damit noch mehr Rendite für den Senvion-Besitzer Centerbridge herausspringt.«
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) sicherte den Beschäftigten auf der Kundgebung seine Unterstützung zu. »Mitbestimmung in Deutschland geht anders«, sagte er. «Kämpfen lohnt sich!» Das habe er im Ringen um das Bahnwerk Eberswalde gesehen, das auch ge- schlossen werden sollte. Unter großen Kraftanstrengungen konnte ein Verkauf an einen privaten Investor organisiert und so der Standort doch noch gesichert werden. »Anders als bei der Bahn ist Senvion aber kein Staatsunternehmen«, betonte der Minister. Daher könne er nichts versprechen.
Am Montag hatte Senvion in Hamburg überraschend mitgeteilt, rund 730 Stellen in Deutschland streichen zu wollen. Von den Schließungsplänen sind auch die Standorte Husum (Schleswig-Holstein) und Bremerhaven betroffen. Die Konzernholding begründete die Einschnitte mit Wettbewerbs- und Preisdruck. Deshalb sollen Teile der Produktion verlagert und Standorte in Deutschland aufgegeben werden.
Nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall gibt es für das bedrohte Werk in Trampe keinen Plan B. Die 120 Mitarbeiter sollen entlassen, der Maschinenpark soll weggebracht werden, sagte der Chef der IG Metall in Ostbrandenburg, Peter Ernsdorf, bereits am Dienstag. Zurückbleiben solle eine leere Werkshalle. Das habe die Unternehmensleitung den Beschäftigten am Montag so mitgeteilt. Die Belegschaft und der Betriebsrat seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. »Entsprechend gereizt ist jetzt die Stimmung«, unterstrich Ernsdorf. Über einen möglichen Verkauf des Werks sei nicht gesprochen worden. Ähnlich düster sehe es für die 80 Beschäftigten einer Eberswalder Servicefirma aus. In Verhandlungen müssten jetzt die Themen Sozialplan sowie Transfergesellschaft vordringlich behandelt werden, verlangte Ernsdorf. Vor zwei Jahren hatte ein US-Investmentfonds Senvion vom indischen Windenergiekonzern Sulzon übernommen.