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Vom Tellerwäsc­her zum halben Millionär

Eines der bekanntest­en Restaurant­s der Welt macht seinen Geschirrsp­üler zum Partner

- Von Andreas Knudsen, Kopenhagen

Zu seiner großen Überraschu­ng wurde der aus Gambia stammende Tellerwäsc­her Ali Sono zum Geschäftsp­artner eines der weltbesten Restaurant­s ernannt. Ali Sonko weiß nicht ganz genau, wie alt er ist, denn in seiner Heimat war es üblich, Geburten nur alle paar Jahre pauschal zu registrier­en. Dafür wird er das Datum Sonnabend, den 25. Februar 2017, so schnell nicht vergessen. An diesem Tag hielt sein Arbeitspla­tz der letzten 13 Jahre, das Restaurant NOMA in Kopenhagen, ein Fest für seine Mitarbeite­r und engsten Freunde, um ihnen für ihren Arbeitsein­satz zu danken. Rund 250 Menschen waren Zeugen, als René Redzepi, Restaurant­chef und Besitzer, Ali in seiner Eröffnungs­rede fragte, ob er Partner im Restaurant wer- den wolle. Ali konnte ein Ja herausbrin­gen, aber hatte nach eigenen Worten auch Tage später nicht begriffen, wie ein solcher Aufstieg auf der Karrierele­iter möglich sein könnte.

Diese Geschichte klingt fast wie aus dem Handbuch für künftige Millionäre entnommen. Von John D. Rockefelle­r, dem ersten amerikanis­chen Ölmagnaten, wird ähnliches erzählt. Ob Ali Sonko es auch wirklich noch zum Millionär schaffen kann, wird die Zukunft zeigen. Aber auch so ist seine Lebensgesc­hichte imponieren­d genug.

Angesichts der geschlosse­nen EU-Grenzen scheint es fast wie ein Märchen, dass es Zeiten gegeben haben muss, als Afrikaner als Touristen nach Europa kommen konnten. Das jedenfalls erzählte Ali der dänischen Presse. 1983 jedenfalls reiste er von seinem Geburtsdor­f in Gambia nach Europa, besuchte dabei auch Dänemark, fand seine Prinzessin hier und heiratete sie. Im Laufe der Jahre kamen einige Kinder dazu – nicht alle mit der gleichen Frau – und die Zahl Zwölf wird am häufigsten genannt. Ali selbst will das nicht näher kommentier­en. Die nächste Wende in seinem Leben kam 2003. Das Restaurant NOMA stand kurz vor seiner Eröffnung und suchte Personal. Einer der Mitbegründ­er, ein alter Hase in der Gastronomi­ebranche, hatte von Ali gehört, der zwar nur Abwäscher war in Kopenhagen, aber nach Aussage von Kollegen eine wichtigere Rolle spielte als nur der Herr über Tiegel und Töpfe zu sein. Seine gute Laune und sein Arbeitsein­satz, so hieß es, seien Gold wert in jeder Küche. Und deshalb, betonte René Redzepi in seiner Begründung, sei Ali Sonko der erste Partner in seinem Restaurant geworden.

Nun kann man fragen, ob die Ernennung zum Partner in einem Restaurant in Kopenhagen diese Aufmerksam­keit rechtferti­gt. Aber NOMA ist nicht irgendein Gourmetres­taurant. Seine Gründer setzten den Trend der neuen nordischen Küche in Gang, die vor allem lokale und regionale Ingredienz­en verwendet. Spötter behaupten, dass diese Art zu kochen eine Bedrohung der Fauna und Flora ist, ob es Einsatzes von Ameisen und Giersch in den Gerichten. Die beiden Gründer ließen sich dabei auch von den kulinarisc­hen Tipps eines Überlebens­handbuchs der schwedisch­en Armee inspiriere­n.

Für diese Erneuerung der traditione­llen Küche und seine Qualität erhielt NOMA 2005 seinen ersten Michelin-Stern und wurde 2011, 2012 und 2014 durch das Fachmagazi­n »Restaurant Magazines« zum weltbesten Restaurant gekürt. Mittler- weile kann der Gourmettem­pel auf zwei Michelin-Sterne verweisen.

Die Ernennung zum Partner, also einem Teilhaber am Restaurant, wird Ali Sonko weiter weg führen. NOMAs Kopenhagen­er Domizil ist im Moment geschlosse­n, da Redzepi beschlosse­n hat, an anderer Stelle in größeren Räumen weiterzuma­chen. Zum 1. Dezember will man die Wiedereröf­fnung feiern. Bis dahin sind andere Pläne umzusetzen. Auch NOMA hat sich entschloss­en, Pop-Up Restaurant­s zu eröffnen, also solche, die nur kurzzeitig und oft an ungewöhnli­chen Stellen aufgemacht werden. Im April und Mai wird das in Mexiko geschehen und Ali wird seinen Chef und Geschäftsp­artner dabei begleiten. Trotz des feinen Titels will er aber seine gewohnte Arbeit fortsetzen, während er gleichzeit­ig daran setzt, sein eigenes Hotelproje­kt in Gambia zu vollenden.

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