Vom Tellerwäscher zum halben Millionär
Eines der bekanntesten Restaurants der Welt macht seinen Geschirrspüler zum Partner
Zu seiner großen Überraschung wurde der aus Gambia stammende Tellerwäscher Ali Sono zum Geschäftspartner eines der weltbesten Restaurants ernannt. Ali Sonko weiß nicht ganz genau, wie alt er ist, denn in seiner Heimat war es üblich, Geburten nur alle paar Jahre pauschal zu registrieren. Dafür wird er das Datum Sonnabend, den 25. Februar 2017, so schnell nicht vergessen. An diesem Tag hielt sein Arbeitsplatz der letzten 13 Jahre, das Restaurant NOMA in Kopenhagen, ein Fest für seine Mitarbeiter und engsten Freunde, um ihnen für ihren Arbeitseinsatz zu danken. Rund 250 Menschen waren Zeugen, als René Redzepi, Restaurantchef und Besitzer, Ali in seiner Eröffnungsrede fragte, ob er Partner im Restaurant wer- den wolle. Ali konnte ein Ja herausbringen, aber hatte nach eigenen Worten auch Tage später nicht begriffen, wie ein solcher Aufstieg auf der Karriereleiter möglich sein könnte.
Diese Geschichte klingt fast wie aus dem Handbuch für künftige Millionäre entnommen. Von John D. Rockefeller, dem ersten amerikanischen Ölmagnaten, wird ähnliches erzählt. Ob Ali Sonko es auch wirklich noch zum Millionär schaffen kann, wird die Zukunft zeigen. Aber auch so ist seine Lebensgeschichte imponierend genug.
Angesichts der geschlossenen EU-Grenzen scheint es fast wie ein Märchen, dass es Zeiten gegeben haben muss, als Afrikaner als Touristen nach Europa kommen konnten. Das jedenfalls erzählte Ali der dänischen Presse. 1983 jedenfalls reiste er von seinem Geburtsdorf in Gambia nach Europa, besuchte dabei auch Dänemark, fand seine Prinzessin hier und heiratete sie. Im Laufe der Jahre kamen einige Kinder dazu – nicht alle mit der gleichen Frau – und die Zahl Zwölf wird am häufigsten genannt. Ali selbst will das nicht näher kommentieren. Die nächste Wende in seinem Leben kam 2003. Das Restaurant NOMA stand kurz vor seiner Eröffnung und suchte Personal. Einer der Mitbegründer, ein alter Hase in der Gastronomiebranche, hatte von Ali gehört, der zwar nur Abwäscher war in Kopenhagen, aber nach Aussage von Kollegen eine wichtigere Rolle spielte als nur der Herr über Tiegel und Töpfe zu sein. Seine gute Laune und sein Arbeitseinsatz, so hieß es, seien Gold wert in jeder Küche. Und deshalb, betonte René Redzepi in seiner Begründung, sei Ali Sonko der erste Partner in seinem Restaurant geworden.
Nun kann man fragen, ob die Ernennung zum Partner in einem Restaurant in Kopenhagen diese Aufmerksamkeit rechtfertigt. Aber NOMA ist nicht irgendein Gourmetrestaurant. Seine Gründer setzten den Trend der neuen nordischen Küche in Gang, die vor allem lokale und regionale Ingredienzen verwendet. Spötter behaupten, dass diese Art zu kochen eine Bedrohung der Fauna und Flora ist, ob es Einsatzes von Ameisen und Giersch in den Gerichten. Die beiden Gründer ließen sich dabei auch von den kulinarischen Tipps eines Überlebenshandbuchs der schwedischen Armee inspirieren.
Für diese Erneuerung der traditionellen Küche und seine Qualität erhielt NOMA 2005 seinen ersten Michelin-Stern und wurde 2011, 2012 und 2014 durch das Fachmagazin »Restaurant Magazines« zum weltbesten Restaurant gekürt. Mittler- weile kann der Gourmettempel auf zwei Michelin-Sterne verweisen.
Die Ernennung zum Partner, also einem Teilhaber am Restaurant, wird Ali Sonko weiter weg führen. NOMAs Kopenhagener Domizil ist im Moment geschlossen, da Redzepi beschlossen hat, an anderer Stelle in größeren Räumen weiterzumachen. Zum 1. Dezember will man die Wiedereröffnung feiern. Bis dahin sind andere Pläne umzusetzen. Auch NOMA hat sich entschlossen, Pop-Up Restaurants zu eröffnen, also solche, die nur kurzzeitig und oft an ungewöhnlichen Stellen aufgemacht werden. Im April und Mai wird das in Mexiko geschehen und Ali wird seinen Chef und Geschäftspartner dabei begleiten. Trotz des feinen Titels will er aber seine gewohnte Arbeit fortsetzen, während er gleichzeitig daran setzt, sein eigenes Hotelprojekt in Gambia zu vollenden.