Eine Partei, zwei Stiftungen
Die AfD gründet eine »Immanuel-Kant-Stiftung« – dabei hat sie schon eine »Erasmus-Desiderius-Stiftung«
Offenbar will das Lager um Frauke Petry die Reste des Lucke-Flügels bei der Etablierung einer Parteistiftung ausbremsen. Doch eine Kant-Stiftung gibt es bereits. »Sapere aude«: Das bekannteste Zitat des Philosophen ist das Motto der 2004 gegründeten Kant-Stiftung. Diese setzt sich für »aufklärendes gesellschaftliches Engagement« ein, das »in mutiger Weise« Prinzipien wie »Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Umweltschutz beziehungsweise Ressourcengerechtigkeit« und damit auch »die Sicherung inneren und äußeren Friedens« fördert.
In diesem Sinn verleiht die in Freiburg ansässige Stiftung einen »Kant-Weltbürgerpreis«. Zudem fördert sie Nachwuchswissenschaftler in der Immanuel-Kant-Forschung und stiftet »Allmende-Preis« für gemeinnützige Initiativen.
Nun scheint die Stiftung allerdings Konkurrenz in der Beanspruchung des 1804 verstorbenen Aufklärungsphilosophen zu bekommen: Nach Medienberichten plant ausgerechnet die AfD eine parteinahe Stiftung unter dessen Namen. Für die Partei geht es dabei um viel Geld für ihre Vorfeldarbeit – setzt sie sich im politischen System fest, würde eine parteinahe Stiftung jährlich Anspruch auf einen zweistelligen Millionenbetrag erheben können.
Daneben scheinen hinter den Kant-Plänen aber auch parteitypische politisch-persönliche Differenzen zu stehen. Denn eigentlich befindet sich bereits seit zwei Jahren eine AfD-Stiftung unter dem Namen »Desiderius-Erasmus« – von Rotterdam – im Aufbau. Zuständig dafür ist Konrad Adam. Der frühere »FAZ«und »Welt«-Journalist war zu Zeiten von Bernd Lucke einer der drei Bundessprecher der Partei, spielt aber im aktuellen Gerangel zwischen rechts und ganz rechts keine Rolle mehr.
Nach Recherchen des »Stern« geht der Vorstoß zu einer »ImmanuelKant-Stiftung« auf die Clique um AfD-Sprecherin Frauke Petry und den NRW-Chef Marcus Pretzell zurück. Geplant wurde demnach am verduzten Adam vorbei. Der mutmaßt nun, ein dem Petry-PretzellLager zuzurechnender Mitarbeiter, der die Stiftung juristisch etablieren sollte, sei bewusst untätig geblieben, um ihn auszubremsen. Das klingt zumindest nicht unwahrscheinlich.
Offenbar arbeiten die Petry-Pretzell-Leute mit Hochdruck. Laut »Stern« will man zeitnah einen Beschluss erwirken, der eine »Immanuel-Kant-Stiftung« als parteinah anerkennen soll. Freilich will auch Adam nicht einfach abbrechen. Bald werde man die Gemeinnützigkeit erlangen. Dann könnte sich auch diese Stiftung um Gelder bewerben.
Blankes Entsetzen über die AfDPläne herrscht derweil bei der bereits bestehenden Kant-Stiftung. Am Donnerstag sprach deren Vorstand Bethold Lange gegenüber »nd« von einer »Horrormeldung«, einer »Kaperung« der Stiftungswebseite und einer »Verhöhnung unseres Namenspatrons« durch die AfD.