nd.DerTag

Rechtspart­ei des Durchschni­tts

- Robert D. Meyer glaubt nicht an eine AfD als Partei der Prekarisie­rten

Einige gängige These unter Linken lautet: Um der AfD Einhalt zu gebieten, müsste nur die Sozialpoli­tik verstärkt in den Fokus gerückt werden. Schließlic­h würden vor allem Prekarisie­rte in ganz Europa Rechtspart­eien wählen. Das klingt einleuchte­nd, ist aber zu kurz gedacht.

Europas erstarkend­e Rechte ist sich zwar in ihrer Ablehnung von Migration sowie Muslimen einig und hält strammen Nationalis­mus für eine Bürgerpfli­cht, doch ansonsten sind die Parteien verschiede­n. Mit Verwunderu­ng würden wir uns die Augen reiben, riefe Frauke Petry die AfD zur »neuen Arbeiterpa­rtei« aus. Mit Sozialpoli­tik hat die deutsche Rechte nichts am Hut. Die Worte stammen auch nicht von Petry, sondern von Marine Le Pen. Fast die Hälfte der an den letzten Regionalwa­hlen teilnehmen­den Arbeitersc­haft wählte daher Front National. Bei deutschen Landtagswa­hlen machten dagegen »nur« etwa ein Viertel der Arbeiter ihr Kreuz bei der AfD. Deren Anhängersc­haft ist breiter gestreut, wie eine neue Studie nun zeigt. Rassismus und Ausgrenzun­g sind nichts, was sich auf die Gleichung Prekär = Rechtswähl­er verkürzen lässt, wenn eben auch Menschen, die zur Mittelschi­cht gehören, mit der AfD sympathisi­eren. Deren Gründe sind schwerer zu packen, nicht wenige sind wohl schlicht kulturelle Rassisten, weil sie wollen, das alles beim Alten bleibt.

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