Rechtspartei des Durchschnitts
Einige gängige These unter Linken lautet: Um der AfD Einhalt zu gebieten, müsste nur die Sozialpolitik verstärkt in den Fokus gerückt werden. Schließlich würden vor allem Prekarisierte in ganz Europa Rechtsparteien wählen. Das klingt einleuchtend, ist aber zu kurz gedacht.
Europas erstarkende Rechte ist sich zwar in ihrer Ablehnung von Migration sowie Muslimen einig und hält strammen Nationalismus für eine Bürgerpflicht, doch ansonsten sind die Parteien verschieden. Mit Verwunderung würden wir uns die Augen reiben, riefe Frauke Petry die AfD zur »neuen Arbeiterpartei« aus. Mit Sozialpolitik hat die deutsche Rechte nichts am Hut. Die Worte stammen auch nicht von Petry, sondern von Marine Le Pen. Fast die Hälfte der an den letzten Regionalwahlen teilnehmenden Arbeiterschaft wählte daher Front National. Bei deutschen Landtagswahlen machten dagegen »nur« etwa ein Viertel der Arbeiter ihr Kreuz bei der AfD. Deren Anhängerschaft ist breiter gestreut, wie eine neue Studie nun zeigt. Rassismus und Ausgrenzung sind nichts, was sich auf die Gleichung Prekär = Rechtswähler verkürzen lässt, wenn eben auch Menschen, die zur Mittelschicht gehören, mit der AfD sympathisieren. Deren Gründe sind schwerer zu packen, nicht wenige sind wohl schlicht kulturelle Rassisten, weil sie wollen, das alles beim Alten bleibt.