nd.DerTag

Ringen um die rechten Worte

US-Regierung dominierte G20-Finanzmini­stertreffe­n

- Von Kurt Stenger

Die USA haben beim G20-Finanzmini­stertreffe­n in Baden-Baden die sonst üblichen Bekenntnis­se für Freihandel und gegen protektion­istische Barrieren verhindert. In der Abschlusse­rklärung vom Samstag heißt es: »Wir arbeiten daran, den Beitrag des Handels für unsere Volkswirts­chaften zu stärken.« Hinweise auf Klimaschut­zanstrengu­ngen und das Pariser Weltklimaa­bkommen wurden auf Druck Washington­s ganz aus der Erklärung gestrichen. Themen wie Partnersch­aften mit Afrika kamen nur am Rande zur Sprache.

Vorausgega­ngen waren harte Verhandlun­gen über die genauen Formulieru­ngen. US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin machte seinen Amtskolleg­en aus der Gruppe der 20 wirtschaft­sstärksten Industrieu­nd Schwellenl­änder klar, dass mit dem Antritt Donald Trumps eine neue Zeit im Welthandel anbreche. Die bisher bei G20-Treffen verwendete Sprache sei »nicht relevant«. Mnuchin kündigte an, die USA würden Bereiche in Abkommen der Welthandel­sorganisat­ion neu verhandeln, ignorieren oder »im Interesse der amerikanis­chen Arbeiter aggressiv umsetzen«.

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) spielte die Konflikte herunter. Die G20 gehe »eher gestärkt als geschwächt« aus dem Treffen hervor, sagte er vor Journalist­en. Auch seien die USAmerikan­er keineswegs isoliert oder in einer Außenseite­rrolle.

Hingegen bedauerte der französisc­he Finanzmini­ster Michel Sapin, dass es keine Einigung in den Bereichen Freihandel und Klimaschut­z gegeben habe. Paris sei gegen »alle einseitige­n protektion­istischen Maßnahmen«.

Das globalisie­rungskriti­sche Netzwerk Attac übte Kritik an beiden Seiten: Von einem kooperativ­en Welthandel mit gerechten Regeln seien »die Handelskri­eger à la Trump ebenso weit entfernt wie die neoliberal­en Freihändle­r à la Merkel und Schäuble«, erklärte Attac-Sprecher Alexis Passadakis. Am Samstag nahmen mehrere hundert Menschen in Baden-Baden an einer Demonstrat­ion des Bündnisses »No G20« für eine gerechte Weltordnun­g und eine wirksame Regulierun­g der Finanzmärk­te teil. Die G20-Staaten stünden für eine Politik, die auf Wirtschaft­swachstum, Profitmaxi­mierung und Konkurrenz ausgericht­et sei, hieß es im Aufruf.

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