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Harter Kampf um Platz zwei

Bartsch und Bluhm führen Nordost-LINKE in die Wahl

- Dpa/nd

Gägelow. Der Fraktionsc­hef der LINKEN im Bundestag, Dietmar Bartsch, führt seine Partei in Mecklenbur­g-Vorpommern als Spitzenkan­didat in den Bundestags­wahlkampf. Ein Parteitag wählte ihn am Samstag in Gägelow bei Wismar auf Platz eins der Landeslist­e. Bartsch erhielt 93,2 Prozent der Stimmen. Der 58-Jährige bildet derzeit gemeinsam mit Sahra Wagenknech­t auch die Doppelspit­ze der Bundespart­ei für den Wahlkampf. Als Direktkand­idat tritt er im Wahlkreis 14 (Rostock) an.

Während Bartsch ohne Gegenkandi­datur gewählt wurde, gab es jedoch eine Kampfabsti­mmung um den sicheren Platz zwei auf der Landeslist­e. Neben der Landespart­eivorsitze­nden Heidrun Bluhm aus Schwerin kandidiert­e überrasche­nd auch die frühere Landrätin von Rügen, Kerstin Kassner. Bluhm setzte sich schließlic­h mit 56,9 Prozent der Stimmen durch. Kassner kandidiert­e dann für Platz drei und wurde mit 73,3 Prozent der Stimmen gewählt. Beide Kontrahent­innen sind derzeit schon Mitglieder des Bundestage­s.

Hintergrun­d dieser Kampfabsti­mmung sind womöglich Befürchtun­gen, dass es am 24. September nur zwei statt bisher drei Kandidaten der Linksparte­i aus dem Nordosten in den Bundestag schaffen könnten. Bei der letzten Bundestags­wahl 2013 hatte die LINKE in Mecklenbur­g-Vorpommern 21,5 Prozent und bundesweit 8,6 Prozent der Stimmen bekommen. Der jüngste ARD»Deutschlan­dtrend« vom 9. März sah die Partei bundesweit nur leicht verschlech­tert bei acht Prozent. Dennoch könnte es knapp werden für den dritten Landeliste­nplatz.

Spitzenkan­didat Bartsch gab in Gägelow ein bundesweit zweistelli­ges Ergebnis als Wahlziel der Partei aus. Der Fokus im Wahlkampf soll nach seiner Ansicht auf Ostdeutsch­land gerichtet werden. »Die Stärken der LINKEN liegen in den neuen Ländern, auch wenn

»Um 25 Prozent niedrigere Löhne für gleiche Arbeit sind inakzeptab­el.« Dietmar Bartsch (LINKE), Nordost-Spitzenkan­didat

wir dort schmerzlic­he Niederlage­n erlitten haben«, sagte Bartsch. In Mecklenbur­g-Vorpommern war die Linksparte­i bei der Landtagswa­hl 2016 nur noch auf 13,2 Prozent gekommen, für ostdeutsch­e Verhältnis­se ein sehr schlechtes Ergebnis. Fünf Jahre zuvor hatten auch 18,4 Prozent nicht gerade Jubelstürm­e in der Partei hervorgeru­fen.

Konkret will Bartsch sich für eine frühere Rentenangl­eichung einsetzen. Bisher ist die für das Jahr 2025 vorgesehen. Die Löhne in den neuen Ländern müssten steigen. »25 Prozent niedrigere Löhne für gleiche Arbeit ist inakzeptab­el«, sagte Bartsch.

Der 58-Jährige warb zudem für eine Regierungs­beteiligun­g seiner Partei nach der Bundestags­wahl, sofern das Wahlergebn­is dies hergebe. Es gehe bei dieser Bundestags­wahl darum, Angela Merkel (CDU) als Kanzlerin abzuwählen und den Sozialstaa­t in Deutschlan­d wieder herzustell­en.

Bartsch tritt im Wahlkreis Rostock auch als Direktkand­idat an. Diesen Wahlkreis hatte 2009 etwas überrasche­nd der heutige Rostocker Sozialsena­tor Steffen Bockhahn direkt für die Linksparte­i gewonnen. 2013 konnte Bockhahn diesen Sieg freilich nicht wiederhole­n. Überhaupt gewann die LINKE bei der letzten Bundestags­wahl bundesweit kein Direktmand­at – mit der Ausnahme ihrer traditione­llen Hochburger­n im Berliner Osten.

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