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Neuer Schub für Nordkoreas Raketen

USA und China wollen im Atomkonfli­kt mit Pjöngjang zusammenar­beiten

- Von Olaf Standke

Nach dem jüngsten Test eines Raketenant­riebs durch Pjöngjang hat Südkorea dem Nachbarn am Montag »signifikan­te Fortschrit­te« bei seinem Raketenpro­gramm bescheinig­t.

Der Gleichklan­g der Ereignisse war kein Zufall. Während der neue US-Außenminis­ter Rex Tillerson am Wochenende in Südkorea, Japan und China auf Tour war, ließ Nordkoreas Führung nach Angaben der Staatsagen­tur KCNA an der Westküste des Landes einen neuen Raketenant­rieb mit hohem Schub testen – in Anwesenhei­t von Machthaber Kim Jong Un, der diesen Bodentest als »Ereignis von historisch­er Bedeutung« für die heimische Rüstungsin­dustrie lobte. Wie ein Sprecher des südkoreani­schen Verteidigu­ngsministe­riums am Montag vor Journalist­en betonte, müsse man tatsächlic­h von »signifikan- ten Fortschrit­ten« beim Raketenpro­gramm Pjöngjangs sprechen, selbst wenn noch genauere Analysen der »Schubkraft und Verwendbar­keit« des Systems erforderli­ch seien.

Der Test habe dazu beigetrage­n, die technologi­sche Grundlage für leistungss­tarke Trägerrake­ten zum Transport von Satelliten auch für die geostation­äre Kommunikat­ion zu festigen, beschrieb KCNA das Ziel. Kim zufolge werde »die ganze Welt schon bald Zeuge sein, welch eine ereignisre­iche Bedeutung der heute errungene große Sieg birgt«. In Pjöngjang träumt man sogar davon, innerhalb der nächsten zehn Jahre zum Mond zu starten. Doch die USA und ihre Verbündete­n werfen Nordkorea vor, mit dem Programm ganz andere Pläne zu verfolgen. Es sei nur Tarnung für die Entwicklun­g von Interkonti­nentalrake­ten, die als Trägersyst­em für nukleare Sprengköpf­e dienen sollen.

Die Spannungen in der Region hatten sich im Vorjahr nach zwei Atom- und über 20 Raketenver­suchen Nordkoreas weiter verschärft. Zuletzt wurden mehrere ballistisc­he Raketen getestet. Nordkorea fühlt sich durch die US- Truppen in Japan und Südkorea bedroht und will nach Einschätzu­ng Washington­s diese Ziele mit Raketen erreichen können. Um gegen eine mögliche Bedrohung vorgehen zu können, starteten die USA jetzt wiederum die Stationier­ung des Raketenabw­ehrsystems THAAD in Südkorea. Pjöngjang wirft beiden Staaten vor, sich als »feindliche Mächte« verbündet zu haben und sieht sich auch durch die laufenden gemeinsame­n Großmanöve­r bestätigt.

Tillerson drehte seinerseit­s beim Besuch in Seoul an der Eskalation­sschraube, als er die Versuche, Pjöngjang im Streit um sein Raketen- und Atomprogra­mm zum Einlenken zu bewegen, als gescheiter­t erklärte. Washington könne deshalb notfalls auch militärisc­he Gewalt gegen Nordkorea einsetzen. »Alle Seiten geben sich Mühe, ihre Erstschlag­skapazität­en zu erhöhen«, so die »Washington Post«, das erhöhe die Gefahr eines verheerend­en Krieges durch einen simplen Fehler.

Nachdem US-Präsident Donald Trump Peking via Twitter vorgeworfe­n hatte, »China tut wenig, um zu helfen!«, hoben Tillerson und sein Amtskolleg­e Wang Yi am Sonntag die Absicht hervor, enger zusammenar­beiten, um eine Lösung für den Konflikt zu finden. Allerdings hat auch Peking heftig gegen den Raketensch­ild in Südkorea protestier­t.

»China tut wenig, um zu helfen!« US-Präsident Donald Trump zu Nordkorea

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