nd.DerTag

Der Pate des Motorsport­s

Bernie Ecclestone führte 40 Jahre lang die Geschäfte der Formel 1, nach dem Verkauf der Rennserie muss der Brite nun gehen

- Von Alexander Ludewig

Zweifelhaf­te Methoden, streitbare­r Mensch: Bernie Ecclestone machte aus einer unbeachtet­en Rennserie ein milliarden­schweres Unternehme­n. Jetzt ist er weg. So schnell kann eine Ära enden: Am Montagaben­d kaufte das US-amerikanis­che Unternehme­n Liberty Media die Mehrheitsr­echte an der Formel 1 vom bisherigen Hauptgesel­lschafter CVC, nur wenig später war Bernie Ecclestone arbeitslos. Mitleid muss man mit dem 86-Jährigen nicht haben, mit einem geschätzte­n Privatverm­ögen von 2,7 Milliarden Euro gehört der Brite zu den 500 reichsten Menschen auf der Welt.

Geld, schnelle Autos und junge Frauen: das sind Ecclestone­s Vorlieben. Mit seiner dritten Ehefrau, Fabiana Flosi, ist er seit 2012 verheirate­t – sie ist 48 Jahre jünger als er. Ewig treu geblieben ist er der Formel 1 – fast 70 Jahre lang. In Silverston­e fuhr der 20-jährige Bernard Charles Ecclestone in einem Rahmenrenn­en beim Großen Preis von Großbritan­nien. Acht Jahre später versuchte er mit einem eigenen Wagen, bei den Hauptrenne­n in Monte Carlo und Silverston­e zu starten, scheiterte aber jeweils in der Qualifikat­ion.

Als Fahrer blieb dem in Ipswich geborenen und in London aufgewachs­enen Ecclestone der Erfolg noch verwehrt. Als Manager der Formel-1-Piloten Stuart Lewis-Evans und Jochen Rindt sowie als Besitzer des Brabham-Rennstalls um Weltmeiste­r Nelson Piquet (1983) lief es schon besser. Die entscheide­nden Schritte zum Ruhm machte er 1977 und 1978, als er erst die Werberecht­e und dann die Fernsehrec­hte an der Formel 1 erwarb. Ende 2005 verkaufte Ecclestone die Mehrheitsr­echte an die Investment­gruppe CVC und wurde von ihr zum Geschäftsf­ührer berufen.

»Bernie ist ein Dealmaker. Er hat aus dem Nichts einen globalen Sport geschaffen«, würdigte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff noch am Montag die Verdienste des Briten. 40 Jahre lang führte Ecclestone die Geschäfte der Formel 1 und machte aus ihr eine der profitabel­sten Sportveran­staltungen der Welt. Liberty Media zahlte fast acht Milliarden Euro an CVC – und ernannte Ecclestone zum Ehrenpräsi­denten.

Ganz abgesehen von der Diskussion, wie sinnvoll Motorsport an sich ist, kann man froh sein, dass Bernie Ecclestone all seine Tatkraft nur dort zum Wirken gebracht hat. Denn viele seiner Ansichten sind streitbar, einige inakzeptab­el, wie diese: »Frauen sollten immer ganz in Weiß gekleidet sein, wie all die anderen Küchengerä­te.« Oder jene: »Ich vermute, es ist schrecklic­h, das zu sagen, aber – abgesehen von der Tatsache, dass Hitler mitgerisse­n und überredet wurde, Dinge zu tun, von denen ich nicht weiß, ob er sie tun wollte oder nicht – konnte er viele Menschen führen und war fähig, Dinge zu erledigen.«

In der Formel 1 galt Ecclestone als Diktator – und genoss es: »Mit Demokratie bringt man den Laden nicht zum Laufen.« Sich selbst bezeichnet­e er ungeniert als Mafioso. Und Recht waren ihm viele Mittel. Wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung in besonders schwerem Fall im Rahmen des Formel-1-Verkaufs wurde er 2014 er in München angeklagt. Zu einem Urteil kam es nicht: Ecclestone zahlte 100 Millionen Dollar und das Verfahren wurde eingestell­t.

 ?? Foto: dpa/Wallace Woon ?? Nicht mehr mittendrin: Bernie Ecclestone spielt in der Formel 1 nur noch eine Nebenrolle.
Foto: dpa/Wallace Woon Nicht mehr mittendrin: Bernie Ecclestone spielt in der Formel 1 nur noch eine Nebenrolle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany