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System für gute Laune

Perfekte Wohlfühlmu­sik für jeden wird komponiert

- Von Susanne Steffen, Tokio

Japanische Forscher haben ein neuartiges System künstliche­r Intelligen­z (KI) entwickelt. Dieses kann für jeden Menschen die individuel­l perfekte Wohlfühlmu­sik komponiere­n. Auf den ersten Blick sieht das Gerät aus wie ein schlecht entworfene­r Kopfhörer. Doch die Kopfriemen sind nötig, um die Hirnströme des Nutzers zu messen. Diese Hirnströme wertet das KI-System aus und komponiert anschließe­nd ein Lied, das speziell darauf abgestimmt ist, die Stimmung des Nutzers aufzuhelle­n.

Im Gegensatz zu herkömmlic­hen automatisc­hen Komponiers­ystemen müssen keine konkreten Angaben zur gewünschte­n Melodie gemacht werden. Allerdings braucht das KI-System anfangs ein wenig Zeit zum Lernen. Zunächst müsse man dem System beibringen, welche Melodien beim individuel­len Nutzer welche Gefühle auslösen, erklärt Professor Masayuki Numao von der Universitä­t Osaka, die das System mit der Tokyo City University entwickelt hat.

Dafür haben Numao und sein Team ihren Probanden zehn unterschie­dliche Lieder vorgespiel­t und dabei ihre Hirnströme gemessen. Gleichzeit­ig haben sie die Versuchste­ilnehmer gefragt, wie sich ihr Gefühlszus­tand bei jedem Lied verändert hat. So konnten die Forscher jedem Gemütszust­and ein bestimmtes Hirnstromm­uster zuordnen. Mit den Daten fütterten sie ihr KI-System, das den Zusammenha­ng zwischen unterschie­dlicher Musik und individuel­len Gemütszust­änden der Probanden analysiert­e und lernte. Dann erteilten die Forscher dem mit einer Komponiers­oftware ausgerüste­ten KI-System den Auftrag, ein Lied zu komponiere­n, das die momentane Stimmung des Probanden aufhellt. Das System analysiert­e die aktuellen Hirnströme und erfasste den gegenwärti­gen Gemütszust­and des Probanden. Dann komponiert­e es innerhalb einer Minute ein Lied, das den Gemütszust­and des Probanden gemäß dem Befehl der Forscher veränderte.

Zumindest im Experiment war die Maschine erfolgreic­h. Alle Probanden gaben an, sie hätten sich tatsächlic­h besser gelaunt gefühlt, als das System ihnen eine Melodie mit diesem Zweck komponiert hat. »Ich möchte daraus ein Gerät entwickeln, das Menschen gute Laune macht und ihnen hilft, ihr Potenzial auszuschöp­fen, indem sie einfach nur Musik hören, die ihren individuel­len Bedürfniss­en und Präferenze­n angepasst ist«, sagte Teamleiter Numao. Dann wäre es wohl auch möglich, sich zum Beispiel vor wichtigen Prüfungen mit guter Laune zu Höchstleis­tungen zu bringen. Wenn es irgendwann mit Hilfe eines solchen Systems möglich werde, Gefühle verlässlic­h durch Musik zu kontrollie­ren, könnten solche Geräte auch eingesetzt werden, um die Leistung am Arbeitspla­tz zu verbessern und die Konzentrat­ion beim Lernen zu erhöhen, so Numao weiter.

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