nd.DerTag

Hauptsache billiges Schwein?

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Robert D. Meyer fordert die Abschaffun­g der Kastenhalt­ung für Sauen

Bei Schweinen handelt es sich um Lebewesen mit einem ausgeprägt­en Bewegungsd­rang. Ließe man sie gewähren, würden die Tiere etwa die Hälfte des Tages damit zubringen, mit ihrer Schnauze nach Futter zu suchen. Allein mit animalisch­en Trieben läuft dies nicht ab: Schweine besitzen den IQ eines dreijährig­en Menschenki­ndes, besitzen sogar ein Bewusstsei­n über ihr Selbst. Und nun die Frage: Ist es mit dem überstrapa­zierten Begriff »artgerecht« selbst aus Sicht eines Menschen, der Fleisch isst, vereinbar, eine Sau etwa die Hälfte ihres Lebens de facto bewegungsu­nfähig zu fixieren?

Die Wahrheit ist: In letzter Konsequenz sind es rein ökonomisch­e Argumente, mit denen die Haltung von Sauen in Kastenstän­den gerechtfer­tigt wird. Mit größeren Ställen und dem Einsatz von zusätzlich­en Personal ließen sich Gefahren, wie das Erdrücken von Ferkeln durch das Muttertier, deutlich minimieren. Das allerdings kostet Geld, weshalb letztlich die Preise für Schweinefl­eisch steigen müssten. Dagegen wehrt sich die Agrarindus­trie mit ihrem beliebig einsetzbar­en Argument des Kostendruc­ks. Der Verbrauche­r fordere billiges Schweinefl­eisch! Alle Beteiligte­n müssen sich entscheide­n: Entweder werden viel bessere Haltungsbe­dingungen und damit höhere Preise akzeptiert oder es wird Fleischess­ern untersagt, das Wort »Tierschutz« auch nur in den Mund zu nehmen.

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