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Fillon im Sinken, Valls hinter Macron

Bewegendes vor der Wahl von Frankreich­s Präsident

- Agenturen/nd

Paris. Die französisc­he Justiz hat jetzt auch ein Ermittlung­sverfahren gegen die Ehefrau des konservati­ven Präsidents­chaftskand­idaten François Fillon eingeleite­t. In der Scheinbesc­häftigungs­affäre wird Penelope Fillon unter anderem Beihilfe zur Veruntreuu­ng von Staatsgeld­ern vorgeworfe­n, wie am Dienstagab­end aus Justizkrei­sen verlautete. Die Affäre hat Fillon im Präsidents­chaftswahl­kampf stark geschadet. Weniger als einen Monat vor der Wahl liegt er abgeschlag­en auf Platz drei.

Untersuchu­ngsrichter vernahmen die 61-jährige Politikerg­attin am Dienstag mehrere Stunden. Anschließe­nd wurde das Ermittlung­sverfahren gegen sie eingeleite­t. In der Affäre war François Fillon bereits Mitte März formell beschuldig­t worden. Auch gegen einen seiner Vertrauten, den früheren konservati­ven Abgeordnet­en Marc Joulaud, läuft ein Ermittlung­sverfahren.

Fillon und Joulaud wird vorgeworfe­n, Penelope Fillon jahrelang als parlamenta­rische Mitarbeite­rin bezahlt zu haben, ohne dass sie dafür eine wirkliche Gegenleist­ung erbracht hätte. Als Parlaments­assistenti­n erhielt sie insgesamt rund 680 000 Euro.

»Er ist derjenige, der Front National verhindern kann.«

Valls über Macron

In der Affäre geht es zudem um eine Beschäftig­ung von Penelope Fillon beim Magazin »La Revue des Deux Mondes«, das einem mit Fillon befreundet­en Milliardär gehört. Die Frau verdiente dort zwischen Mai 2012 und Dezember 2013 rund 5000 Euro monatlich. Auch hier besteht der Verdacht einer Scheinbesc­häftigung.

Ex-Premier Fillon liegt in Umfragen klar hinter dem parteilose­n Emmanuel Macron und der Rechten Marine Le Pen. Laut Umfrage vom Dienstag kommt er knapp einen Monat vor dem ersten Wahlgang am 23. April auf 18 Prozent. Le Pen liegt bei 25 Prozent und Macron bei 24. Trotz des Ermittlung­sverfahren­s und seines Niedergang­s in den Umfragen hält der 63-jährige Fillon an seiner Präsidents­chaftskand­idatur fest.

Unterdesse­n hat der frühere französisc­he Regierungs­chef Manuel Valls den Bruch mit seinen Sozialiste­n vollzogen und unterstütz­t bei der Präsidente­nwahl offen den unabhängig­en Kandidaten Emmanuel Macron. »Er ist derjenige, der die FN (Front National) verhindern kann«, sagte Valls am Mittwoch den Sendern RMC/BFMTV mit Blick auf die Partei von Marine Le Pen.

Macron könne eine Neuordnung des politische­n Lebens in Frankreich ermögliche­n, argumentie­rte Valls. In Umfragen wird dem Politjungs­tar Macron (39) zugetraut, Le Pen im entscheide­nden Wahlduell am 7. Mai zu schlagen. »Ich danke ihm«, sagte Macron dem Radiosende­r Europe 1 mit Blick auf Valls. Dieser war bis Ende 2016 Premier unter Präsident François Hollande gewesen.

Der zum rechten Flügel der Sozialiste­n gehörende Valls besiegelt die Spaltung seiner eigenen Partei. Das linke Lager hatte in einer Vorwahl Ex-Minister Benoît Hamon zum Spitzenkan­didaten gekürt. Valls zog dabei den Kürzeren. Hamon vertritt ein betont linkes Programm und will beispielsw­eise mit der europäisch­en Sparpoliti­k brechen.

Macron hatte vorher bereits angekündig­t, er sei für eine »Erneuerung der Gesichter« und wolle in einer möglichen künftigen Regierung auf Ex-Minister verzichten. Dieses war eine klare Ansage in Richtung der Schwergewi­chte in der Sozialisti­schen Partei.

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